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Der Wein und der Wind – Kritik

Zuletzt überraschte Regisseur Cédric Klapisch mit dem dritten Teil seiner Spanish Apartment-Trilogie mit der eleganten wie geschickten Zusammenführung einer Geschichte, die er Anfang der 2000er Jahre angefangen hatte. Mit Der Wein und der Wind, im Original betitelt als Ce qui nous lie,  verschlägt es ihn nun in die Idylle des französischen Burgund und an die Stelle einer ausgefeilten Beziehungskomödie rückt die tragische Geschichte einer Familie, die vor vielen Jahren zerbrochen ist. Alles beginnt mit der Rückkehr des verlorenen Sohnes, den es kurz vor dem Tod seines Vaters wieder in die Heimat verschlägt. Was folgt, ist jedoch ein angenehm entspannter Versöhnungsakt.

Jean (Pio Marmaï) ist inzwischen dreißig Jahre alt und hat die Welt gesehen. Nachdem er seine Familie verlassen hat, lernte er neue Menschen und fremde Kulturen kennen, erweiterte seinen Horizont und saugte sämtliche Erfahrungen in sich auf, die er nur finden und machen konnte. Nach all diesen Abenteuern muss er jedoch feststellen, dass ihn sein Leben wieder an jenen Punkt zurückführt, an dem alles angefangen hat: das Weingut seiner Eltern. Zu seinen Geschwistern Juliette (Ana Girardot) und Jérémie (François Civil) hatte Jean jedoch kaum Kontakt und so findet das Wiedersehen mit gespaltenen Gefühlen statt.

Cédric Klapisch verlässt sich dabei auf die Melancholie des Spätsommers. Sein Film ist langsam, gediegen und erzählt viel vom Grün der Natur und dem Wein, den es zu ernten gilt, ehe sich die Saison dem Ende neigt und erneut überlegt werden muss, wie es mit dem heimischen Betrieb im nächsten Jahr weitergeht. Die Tradition wird infrage gestellt, während im Hintergrund alte Wunden wieder aufklaffen. Die Zeit hat aus Jean und seinen Geschwistern zwar erwachsene Menschen geformt, tief in ihrem Inneren werden sie jedoch weiterhin mit den unangenehmen, unter Umständen sogar schmerzlichen Dingen konfrontiert, die sie damals auseinandertrieben.

Das große Drama vor traumhafter Kulisse sucht Der Wein und der Wind trotzdem nicht. Stattdessen findet der Film im Stillen seine Kraft und beobachtet seine Figuren bei der täglichen Arbeit und den damit einhergehenden Auseinandersetzungen. Bei all diesen Beobachtungen stellt sich am Ende dennoch ein gewisses Gefühl der Unzufriedenheit ein, denn Cédric Klapisch verliert sich irgendwann zu sehr in der Ruhe der Versöhnung und verpasst den Moment, wo sein Film einen richtigen Nachhall entwickelt. So schön und gemächlich sich die Geschichte von Der Wein und der Wind entfaltet, die Überzeugung dahinter blitzt zu selten durch, um zu bleiben.

Der Wein und der Wind © Studiocanal