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Flatliners – Kritik

Vor allem Kiefer Sutherlands Engagement überraschte, als vor einiger Zeit ein Remake von Joel Schumachers Nahtod-Thriller Flatliners aus dem Jahr 1990 angekündigt wurde. Nachdem bereits ein illustrier Cast bekanntgegeben wurde, der sich von Ellen Page über Diego Luna bis hin zu Nina Nobrev erstreckte, sorgte die Besetzung von Kiefer Sutherland in der Neuauflage durchaus für Aufsehen, zumal der Star des Originals verkündete, in seiner altbekannten Rolle zurückzukehren, woraufhin sich die Frage stellt: Wie würde Flatliners anno 2017 unter diesen Voraussetzungen funktionieren? Die Antwort fällt leider deutlich unspektakulärer aus, als es zu wünschen wäre. Denn entgegen der ursprünglichen Ankündigung versteckt sich in diesem Remake kein heimliches Sequel mit wahnwitzigem Twist. Und Kiefer Sutherland spielt eine neue Rolle. Was auch immer die Ambition hinter diesem Projekt war, sie ist unterwegs offenbar komplett verloren gegangen.

Unter der Regie von Niels Arden Oplev entpuppt sich das Update schlicht als ein solches: Flatliners rückt erneut eine Gruppe junger Ärzte ins Zentrum der Geschichte und lässt diese die Grenze zwischen Leben und Tod passieren. Die Handlung folgt dabei den gleichen Mechanismen, wie sie es schon vor 27 Jahren getan hat – mit dem Unterschied, dass die Technologie der 1990er Jahre inzwischen wie historische Funde aus einer längst vergessenen Epoche wirken. Flatliners 2.0 glänzt im sterilen Krankenhaus-Look, eigene Akzente setzt der Drang nach kühlen Flächen allerdings nicht. Im Gegenteil: Niels Arden Oplev liefert eine dermaßen belanglose Inszenierung ab, das die Frage nach der Motivation für die erneut Aufbereitung des Stoffs zum größten Rätsel der Reise ins Jenseits wird. Selbst – oder gerade – für ein Remake ist Flatliners erschreckend wenig daran interessiert, einen Fußabdruck in der Welt zu hinterlassen. Das Resultat ist ein merkwürdig langweiliger Film.

Wäre da nicht der engagierte Cast, der sich neben den eingangs erwähnten Namen weiterhin aus Kiersey Clemons und James Norton zusammensetzt, wäre wohl kaum ein Pulsschlag dieses leb- wie lieblosen Trauerspiels zu erkennen. Flatliners ist per se nicht schlecht, gibt sich allerdings keinerlei Mühe, um auch nur ansatzweise interessant zu sein. Fasziniert in der ersten Hälfte noch der „Was wäre, wenn“-Gedanke der Prämisse, gewinnt später die Dynamik eines unausgegorenen Horrorfilms die Überhand, der sich ein Mitglied des Ensembles nach dem anderen vorknöpft. Dadurch bleibt zwar eine gewisse Grundspannung erhalten, von tatsächlichen Hindernissen kann im Fall der meisten Alibi-Konflikte jedoch kaum die Rede sein. Für die ungleichen Abgründe, die sich im Kreis der Protagonist_innen auftun, findet Flatliners einen plausiblen, schlussendlich aber deutlich zu einfacheren Lösungsansatz, der – erst einmal erkannt – einfach nur noch durchexerziert werden muss.

Ben Ripleys Drehbuch folgt einer gemächlichen Formelhaftigkeit, die entweder die spannenden Aspekte der Nahtoderfahrungen hartnäckig ignoriert oder sich überhaupt nicht im Bilde ist, welch transzendente Geschichte mit Flatliners erzählt werden könnte. Das philosophische Gedankengut verkommt im Operationssaal, während sich der Film heimlich eine Parabel über gesellschaftlichen Druck und die Fehler der Menschen erzählen will. Auf gewisse Weise ist es Kiefer Sutherland selbst, der die nächste Generation an Flatlinern ins Verderben stürzt. Als alteingesessener Dr. Barry Wolfson zehrt er nicht von der Weisheit des Alters, sondern entblößt sich als Terror-Mentor, der seine Student_innen zu Höchstleistungen zwingt, da sie ansonsten dem ewigen Konkurrenzkampf nicht standhalten können. Kaum ist das dramatische Potential der Problematik ausgesprochen, lehnt sich Niels Arden Oplev entspannt zurück und überlässt den Rest der glühenden Ästhetik hässlicher Serien-Intros.

Flatliners © Sony Pictures