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Frozen II – Kritik

Disney ist in den letzten Jahren nicht nur durch den Einkauf populäre Marken wie Pixar, Marvel und Star Wars zum erfolgreichsten Hollywood-Studio aufgestiegen, sondern vollbrachte 2013 auch das bemerkenswerte Kunststück, eine völlig neue Marke zu etablieren: Frozen. Basierend auf Hans Christian Andersens Märchen Die Schneekönigin brachte das Regie-Duo Jennifer Lee und Chris Buck einen Märchenfilm ins Kino, der sich binnen kürzester Zeit in ein absolutes Phänomen verwandelte, nicht zuletzt aufgrund der eingängigen Let It Go-Hymne, die Protagonistin Elsa zu einer der definierenden Filmheldinnen der 2010er Jahre werden ließ.

Frozen ist gewissermaßen zum neuen Gesicht von Disneys Animationsschmiede geworden: Ein mitreißender Märchenfilm, der seine Vorbilder hinterfragt, den Zeitgeist einfängt und technisch auf höchstem Niveau agiert. Abseits all der tollen Errungenschaften und Rekorde, die man Frozen zuschieben kann, verblüfft der Film mit einem präzisen wie berührenden Blick ins Innenleben seiner animierten Figuren. Auf dieser Stärke baut auch Frozen II auf, indem Elsa (Idina Menzel) und ihre Schwester Anna (Kristen Bell) mit der eigenen Vergangenheit konfrontiert werden. Selten ist die Umsetzung aber so gut wie die Ideen, die im Drehbuch stecken.

Die Rückkehr nach Arendelle schließt nicht nur an die Ereignisse des ersten Teils an, sondern führt uns in Form eines Flashbacks gleich zu Beginn der Geschichte noch tiefer in die Frozen-Mythologie. Hier sind die Eltern von Elsa und Anna sehr präsent – sie verkörpern eine heile Welt, die den Mädchen Geborgenheit und Sicherheit gewährt, während gleichzeitig der Geist des Abenteuers im Raum steht. Niemand rechnet damit, dass mit diesem Abenteuer auch Gefahren verbunden sind – schlimmer noch: Frozen II entdeckt im Vergangenen ungeahnte Abgründe. Der Schleier der Zeit hat sie jedoch in Vergessenheit geraten lassen.

Als Elsa von mysteriösen Stimmen gerufen wird, sieht sie es als ihre Aufgabe, Nachforschungen anzustellen. Sie gelangt zu einem verwunschenen Wald und einem geheimnisvollen Volk, das mit Adendelle auf Kriegsfuß steht. Verantwortlich dafür sind längst vergangene Ereignisse, an die sich niemand mehr so richtig erinnern kann. An die Stelle von Eis und Schnee tritt nun also ein unheimlicher Nebel, der uns den direkten Blick auf die Welt von Frozen verwehrt. Gemeinsam mit Anna, Schneemann Olaf (Josh Gad) sowie Kristoff (Jonathan Groff) und seinem Rentier Sven begibt sich Elsa dennoch auf die Suche nach der Wahrheit.

Die nachfolgende Reise entpuppt sich wahrlich als Odyssee ins Ungewisse. Frozen II schwankt unentschlossen zwischen zwei Verlangen. Auf der einen Seite spürt die Fortsetzung den Druck durch die Erwartungshaltung des Publikums und versucht, die größten Kunststücke des Vorgängers zu wiederholen. Auf der anderen Seite treibt der Puls der Neugier den Film in ungewohnt düsteres Territorium, wo es Neues zu entdecken gibt. So wirkt Frozen II mitunter streng kalkuliert, ehe die emotionale Wucht das durchschaubare Grundgerüst des Films vergessen lässt. Die – durchaus unerwartete – Eleganz des ersten Teil geht jedoch komplett verloren.

Der erste Frozen-Film war so einfach wie komplex – und konnte alle seine verschiedenen Einflüsse stimmig zusammenführen. Da war Platz für traurige Momente, freche Sprüche und mitreißende Songs, während begeistert das Erbe der Disney-Prinzessinnen mit neuen Impulsen diskutiert wurde. Frozen II findet diesen Einklang kaum und erweckt dadurch meistens einen chaotischen Eindruck, so ziellos wie sich die Handlung auf ein widersprüchliches Ende zubewegt. Richtig stark wird die Fortsetzung erst dann, wenn sich die Figuren mit den Konsequenzen ihres eigenen Handelns und dem Handeln anderer auseinandersetzen müssen und im Unbekannten etwas erschreckend Bekanntes entdecken. 

Frozen II © Walt Disney Studios Motion Pictures