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Ma – Kritik

Zuletzt war es Isabelle Hubbert, die sich in Greta als freundliche Psychopathin aus der New Yorker Nachbarschaft entpuppte, da kommt Oscarpreisträgerin Octavia Spencer mit einer ähnlich durchgeknallten Rolle um die Ecke. In Ma, dem neusten Horrorfilm aus dem Hause Blumhouse, verkörpert sie eine Frau, die sich mit einer Gruppe Jugendlicher anfreundet, indem sie ihnen nicht nur den Alkohol für die abendlichen Feierlichkeiten organisiert, sondern ebenfalls ihren eigenen Keller als Party-Location zur Verfügung stellt. Es ist zu schön, um wahr zu sein – und ja, ziemlich genau das ist auch der Fall.

Das Drehbuch legt keinen allzu großen Wert auf Überraschungen: Die Enthüllung, dass es sich bei Ma offenbar nicht um die Heilige der Jugend, sondern eine gefährliche Psychopathin handelt, deutet sich in jedem Moment ihres Auftretens an. Fraglich sind hingegen ihre Motive – doch auch hier besteht der Film nur bedingt darauf, besondere Mühen in kreative, geschweige denn plausible Erklärungen zu investieren. Unerwartet lustlos schleppt sich Ma durch seine 99 Minuten Laufzeit, die extrem vorhersehbar, aufgrund dieser unverblümten Direktheit jedoch auch irgendwie unterhaltsam sind.

Octavia Spencer steuert hier fraglos die meiste Energie bei. Genauso wie ihre eingangs erwähnte Kollegin genießt sie die übertriebenen Facetten der Figur und entwickelt eine durchaus bedrohliche Präsenz. Schade nur, dass Ma niemals an den Punkt kommt, die im Zuge der Handlung angesprochenen Themen ordentlich zu vertiefen. So bleiben zentrale Konflikte des Films stets Behauptung, obgleich eine Geschichte erzählt werden könnte, die sich über mehrere Generationen erstreckt, während sich ein Trauma aus Jugendtagen in einen unerbittlichen Rachefeldzug verwandelt.

Immer wieder blitzt eine ähnliche Verbindung zwischen den Jungen und den Alten durch, wie sie momentan etwa in Riverdale seit drei Staffeln entfaltet wird. Da befindet sich die Vergangenheit stets in einem Dialog mit der Gegenwart, der über die Zukunft der Figuren entscheidet und die Eltern mit ihren Kindern auf – überwiegend tragische bis schmerzliche Weise – vereint. Der von Tate Taylor erschreckend hölzern inszenierte Ma hegt daran aber kein Interesse und verlässt sich ausschließlich auf seine Hauptdarstellerin als treibende Kraft hinter dem Horror, der fast komplett ohne Suspense auskommt.

Selbst die wenigen Passagen, in denen der Film sichtlich Spaß hat, seine Prämisse schonungslos auszuleben, können nicht darüber hinwegtäuschen, dass in Ma zu viel Leerlauf existiert, der nicht einmal von dem illustren Ensemble kaschiert werden kann. Die größte Überraschungen ereignen sich nämlich, wenn abseits von Octavia Spencer Namen wie Juliette Lewis, Luke Evans und Allison Janney für mal größere, mal kleinere Auftritte durchs Bild huschen. Es ist beinahe entzückend, mit welch irritierenden Gesten die einzelnen Talente in diesem Film zum Einsatz kommen, der schlicht keine Lust hat, sein Potential zu auszuschöpfen.

Ma © Universal Pictures