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Missing Link – Kritik

Einfallsreichtum und die Liebe zum Detail zeichnen die Werke der Stop-Motion-Schmiede Laika aus. Gegründet im Jahr 2005 meldete sich das Animationsstudio vier Jahre später mit dem schauerlich-berührendem Coraline erstmals auf der großen Leinwand zu Wort. Mit Missing Link folgt nun der fünfte Kinofilm, der – besonders nach dem fantastischen Kubo and the Two Stings – ein weiteres aufregendes Abenteuer verspricht und darüber hinaus ein namhaftes Ensemble an Synchronsprechern zusammentrommeln konnte. Die entscheidenden Merkmale, die den vorherigen Filmen zu ihrer Einmaligkeit verhalfen, fehlen allerdings. 

Missing Link ist alls andere als ein schlechter Film. Schlussendlich entpuppt sich das Abenteuer des exzentrischen Forschers und Entdeckers Sir Lionel Frost (Hugh Jackman) aber nur als nettes Unterfangen. Bei all den unheimlich aufwendigen und fraglos verblüffenden Animationen hält die von Chris Butler geschriebene und inszenierte Geschichte bei genauerer Betrachtung kaum stand. Wenn sich der genannte Protagonist auf eine Reise rund um den Globus begibt, passiert zwar viel, aber wenig, das in Erinnerung bleibt. Zu unüberlegt bewegt sich der Film durch seine Welt, sodass trotz großer Bewegungen am Ende nur ein unglückliches Schulterzucken steht.

Dabei gestaltet sich die Prämisse als vielversprechende: Die Traditionen, die Ordnung wahren, geraten mit aufwirbelnder Veränderung aneinander: Sir Lionel Frost schreckt nicht davor zurück, sich in das Unbekannte zu stürzen, das Fremde zu akzeptieren und sich auf etwas Neues einzulassen. Der Entdeckergeist ist fraglos spürbar in Missing Link und wird durch die Beziehung geerdet, die später zwischen Frost und Susan aka Mr. Link (Zach Galifianakis) entsteht. Besonders das Design des freundlichen Bigfoots darf als Triumph des Films gewertet werden. Susan beschwört zudem ein Gros der unwiderstehlichen Situationskomik, entwickelt sich aber wie alle anderen Figuren nur bedingt.

Wo Coraline und Kubo and the Two Srings mit jeder vergehenden Minute reicher an neuen Eindrücken und Facetten wurden – sei es im Hinblick auf die Entwicklung der Figuren, die erzählte Geschichte oder deren Gestaltung -, fühlt sich Missing Link zu schnell zu wohl in seiner Nettigkeit. Diese offenbart keinen profunden Kern wie etwa Nicecore-König Paddington. Das Erzählte wird nicht berührender, nicht vielschichtiger und auch nicht mitreißender. Stattdessen arrangiert sich der Film mit seiner nichtssagenden Aneinanderreihung von Ereignissen, die allzu deutlich einer Moral folgen und nur in den seltensten Fällen die Lust verspüren, all die tollen Schauplätze zu erkunden.

So entdecken die Außenseiter Frost und Susan als ungleiches Paar die Welt, während der Film abseits der reinen Abfolge nichts von ihren Abenteuern zu berichten weiß. Da gibt es dann die Guten, die Bösen und dazwischen manchmal auch die, die ihre Meinung überdenken, die eigene Einstellung hinterfragen und dadurch Läuterung erfahren. Die meiste Zeit über passiert das alles aber nur in der Theorie und fließt als Behauptung in die erstaunlichen Animationen ein. Vielleicht ist Missing Link auch schlicht zu verliebt in die eigenen Ideen, als dass der Film sie wirklich auslebt. Alles ist irgendwie charmant und nett, aber nie wirklich überzeugend, leidenschaftlich und feinfühlig. 

Missing Link © Entertainment One