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My Zoe – Kritik

Seit über zwei Dekaden arbeitet Julie Delpy an einer Umsetzung von My Zoe. Nun kommt das ambitionierte Projekt als siebte Regiearbeit der französischen Schauspielerin in die Kinos, nachdem der Film zuletzt aufgrund des Rückzugs eines Investors beinahe gar nicht mehr umgesetzt worden wäre. Eine Frau auf dem Regiestuhl war dem Geldgeber offenbar zu riskant – ein unfassbarer Ausdruck des Sexismus, der auch noch Jahre nach #MetToo in der Filmbranche existiert. Julie Delpy aber hat sich nicht unterkriegen lassen und an ihrer kühnen Vision festgehalten.

Im Mittelpunkt der Geschichte befindet sich die Genetikerin Isabelle (Julie Delpy), die sich von ihrem Ehemann James (Richard Armitage) getrennt hat. Seitdem versucht sie, sich ein neues Leben aufzubauen, während ein Streit um das Sorgerecht der gemeinsamen Tochter Zoe (Sophia Ally) entfacht. Zuerst steht also ein Beziehungsdrama im Vordergrund, ehe Julie Delpys Film eine radikale Wendung nimmt: Ein tragisches Ereignis führt dazu, dass Zoe ins Krankenhaus eingeliefert wird – und droht, nie wieder aufzuwachen. Ein Schicksalsschlag, der alles verändert – auch die Ausrichtung des Films.

Fortan entwickelt Julie Delpy aus ihrem erschütternden Drama einen Science-Fiction-Film voller Grenzüberschreitungen. Dezent werden die Hinweise auf das futuristische Setting gestreut, ehe dieses später in Form von Dr. Fischer (Daniel Brühl) sogar personifiziert den Fortgang der Geschichte bestimmen. Damit übernehmen auch moralische Fragen die Erzählung, während zuvor vor allem aufwühlende Emotionen das Geschehen dominierten. So schwankt My Zoe zwischen den Gefühlswelten der Figuren und einer kühlen, analytischen Perspektive auf die Ereignisse.

Trauer und Verzweiflung treiben Isabelle in eine Sackgasse, aus der sie nicht mehr herausfindet. Bei dem Versuch, Leben zu retten, wird sie mit ihrer Menschlichkeit im Angesicht der eigenen Schaffenskraft konfrontiert. Dadurch avanciert My Zoe zum existenziellen Gedankenspiel, das sein geballtes Potential allerdings nur selten entfalten kann. Zu viele Themen liegen am Ende auf dem Tisch, als dass die abrundenden Bilder sowie der sehr offensichtlich eingefädelte Twist den vorherigen Konflikten gerecht werden. Interessant sind sie trotzdem, in Überlegungen, die Julie Delpy anstellt, besonders im Hinblick auf die Kälte ihrer Inszenierung.

My Zoe © Warner Bros.