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Pacific Rim: Uprising – Kritik

Als Guillermo del Toro vor fünf Jahren zum ersten Mal gigantische Jaeger auf noch gigantischere Kaijus treffen ließ, ging die Poesie von Farben und Bewegung Hand und Hand mit dem überwältigenden Krawall eines Science-Fiction-Actioners, der sich vor den Monstern der Filmgeschichte verbeugt und dennoch ein eigenes Abenteuer kreierte. Pacific Rim war in vielerlei Hinsicht eine Ausnahmeerscheinung im Blockbuster-Dschungel, nicht zuletzt aufgrund der Fortsetzung, die trotz zahlreicher Hürden schließlich doch noch zustande kam. Unter der Regie von Steven S. DeKnight, der nach Guillermo del Toros Ausscheiden mit einem dreiköpfigen Team an Co-Autoren ebenfalls das Drehbuch entwickelte, erobert nun Pacific Rim: Uprising die Kinos. Anstelle diese alles andere als selbstverständliche zweite Chance zu nutzen, entpuppt sich der Film jedoch als undurchdachte Mischung aus Sequel und Reboot. Vor allem die lauten, vermeintlich großen Elemente des Originals finden sich in dieser Fortführung der Geschichte wieder. Von der Magie, die das epische Aufeinandertreffen einst in Hongkongs verregneten Straßen bei Nacht versprühte, ist aber nichts mehr zu entdecken.

Steven S. DeKnight, der kurzzeitig als Showrunner von Marvel’s Daredevil aktiv war, ehe er in den Writer’s Room von Paramounts Transformers-Franchise wechselte, ist bestrebt, der apokalyptischen Erzählung um Monster, die aus einem interdimensionalen Portal in einer Erdspalte im pazifischen Ozean, kommen, eine neue Verve zu verpassen. Seine Vision will jünger, cooler und moderner sein, verweilte Guillermo del Toro seinerzeit offenbar zu sehr in Erinnerung an die filmhistorischen Vorbilder seiner Schöpfung. Die Verweise zum Ursprung finden zwar weiterhin ihren Weg in den Film, allerdings mehr aus Pflichtbewusstsein als aus Begeisterung für die Materie. Denn wenn sich im Verlauf der uninspirierten zwei Stunden von Pacific Rim: Uprising eine Sache herauskristallisiert, dann ist es das, was den Vorgänger so großartig macht. Zuvor etablierte Regeln und Gesetze werden von der Fortsetzung wahlweise ignoriert oder missverstanden, während ab einem gewissen Moment jegliches Gespür für den Kraftakt des Kampfs gegen die außerirdischen Monster verlorengeht.

Dabei fehlt in der Inszenierung vor allem ein Gefühl für das Ausmaß des Gezeigten, die Dynamik der gewaltigen Zweikämpfe und die sterblichen Figuren dazwischen, die sich im ständigen Konflikt mit den Größenverhältnisse befinden, sowohl im Hinblick auf die Kaijus als auch auf die von Menschenhand geschaffenen Jaeger. Zwar versucht Hauptdarsteller John Boyega so viel Leben wie möglich in den Film zu bringen. Gegen das über weite Strecken unkonzentrierte Drehbuch, das vorzugsweise daran interessiert ist, Charlie Days gleichermaßen zerstreute wie aufgedrehte Performance zu imitieren, kann er mit all seiner Energie jedoch nicht anspielen. Pacific Rim: Uprising will keine Risiken eingehen und verirrt sich zunehmend im grellen Tageslicht, dem nicht einmal die massig vorhandenen Spezialeffekte gewachsen sind. Unbeholfen stehen sich die Giganten dann gegenüber, während die meisten Bezugspunkte zur Geschichte längst unter den Trümmern der angerichteten Zerstörung begraben liegen. Selbst die Entstehung eines noch größeren Kaijus als ultimative Bedrohung im finalen Akt provoziert nicht mehr als Gleichgültigkeit.

Was bleibt, ist Enttäuschung und auch ein bisschen Frust, denn eigentlich verstecken sich in Guillermo del Toros Vision alle Bestandteile, um ein tolles Franchise mit eigener Mythologie zu starten. Pacific Rim: Uprising investiert aber lieber in die Bedeutung von Toppings beim Eiscreme-Dessert und lässt Eduard Anatoljewitsch Chil als holographischen Trololo-Mann die aufgebrachten Gemüter beruhigen, wenn sich ein monströser Koloss aus den Wogen des Meeres erhebt. Das mag nett sein und irgendwo in Einzelmomenten Spaß machen, ein richtiges Eintauchen in seine Welt ermöglicht Pacific Rim: Uprising allerdings nicht, da alle Ideen in ihrer rohsten Version präsentiert werden und somit bloß an der Oberfläche kratzen. Stellvertretend dafür steht die von Adria Arjona verkörperte Jaeger-Machanikerin Jules, die dermaßen lieblos zwischen John Boyega und dem völlig umcharismatische Scott Eastwood als Love Interest hin- und herumgeschubst wird, ohne auch nur eine Szene zu erhalten, um die achtlos getroffenen Behauptungen zu belegen, geschweige denn zu vertiefen.

Pacific Rim: Uprising © Universal Pictures