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Tron: Legacy – Kritik

Eben noch stolperte Sam Flynn (Garrett Hedlund) durch die nächtlichen Straßen der echten Welt, da findet er sich plötzlich in einer Zeitkapsel wieder. Die alte Spielhalle seines Vaters, Kevin Flynn (Jeff Bridges), erzählt von Arcade-Automaten und der Musik der 1980er Jahre. Was als nostalgischer Streifzug durch die vergessenen Relikte der Vergangenheit beginnt, entpuppt sich als Entdeckung des digitalen Raums: Ein Lichtstrahl katapultiert Sam in die virtuelle Welt, die seinen Vater verschlungen hat.

Der Schöpfer ist zum Gefangenen seiner eigenen Kreation geworden und blickt aus der Distanz auf das pulsierende System, das sich entgegen aller Möglichkeiten in eine finstere Festung verwandelt hat. Das Raster bestimmt hier jede Bewegung. Kaum einer der Bewohner dieser in Neonlichter gehüllten Welt kann dem Labyrinth aus strengen Linien und Mustern entkommen. Tron: Legacy entwirft eine Dystopie, die in ihrer Gleichförmigkeit gleichermaßen beklemmend wie faszinierend ist.

Das Digitale erschafft hier Möglichkeiten, errichtet aber ebenso Mauern, wie es am eindrücklichsten wohl in den tödlichen Lichtrennen demonstriert wird, bei denen der Schweif nicht nur von Geschwindigkeit kündet und eine geradezu hypnotische Sogkraft entwickelt, sondern ebenso Grenzen zieht und Kollisionen provoziert. Noch spannender wird es, wenn Joseph Kosinski jene Anomalien verfolgt, die aus den vorgegebenen Feldern ausbrechen und das alles bestimmende Raster hinter sich lassen.

Quorra (Olivia Wilde) ist eine solche Grenzgängerin, die sich über den finsteren Abgrund hinaus wagt und mit Sam in die apokalyptische Einöde flüchtet, die der urbanen Künstlichkeit gigantische Felsen entgegensetzt. Bedrohlich ragen sie aus der Ebene. An diesem vergessenen, abgelegenen Ort versteckt sich Sams Vater vor seinem jungen Ebenbild, während Joseph Kosinski vor allem die mal glänzenden, mal verblassenden Spiegelbilder auf den verblüffend glatten Oberflächen beobachtet.

In Tron: Legacy steht alles im Zeichen von Formen und Farben, während Daft Punks einnehmender Filmmusik auf den Spuren von Philip Glass und Vangelis wandelt, schlussendlich aber über ihre Vorbilder hinauswächst und sich in ein gewaltiges Monstrum transformiert, das tief unter den leuchtenden Bauten schlummert und darauf wartet, die Erde zum Beben zu bringen. Ein elektronischer Puls für einen Film, der so sehr dem Digitalen verschrieben ist wie kaum ein anderer Blockbuster der letzten Jahre.

Besonders spannend gestaltet sich in Tron: Legacy das Zusammenführen von all der kühlen Kalkulation mit dem menschlichen Auslöser der Geschichte. In Zyklen entwickelt sich die Tron-Welt weiter, während die Grenzen zwischen dem Echten und dem Unechten verschwimmen, bis selbst das Verhältnis zur Zeit verlorengeht. Da ist Tron: Legacy auf einmal nur noch ein Strom aus Lichtern und eine unerwartet berührende Meditation über das Altern im digitalen Raum, der so robust wie zerbrechlich ist.

Tron: Legacy © Walt Disney Studios Motion Pictures