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The Promise – Kritik

Auf eine von Beifall begleitete Premiere auf dem Toronto International Film Festival folgten unzählige Negativ-Bewertungen auf der IMDb, der größten Datenbank für Filme und Serien im Internet. Das Historiendrama The Promise sorgte lange vor seinem regulären Kinostart für Aufsehen und Schlagzeilen, was vor allem an der nach wie vor brisanten Thematik des Films liegt. Hintergrund der gezeigte Geschehnisse ist der Völkermord an den Armeniern, der während dem Ersten Weltkrieg durchgeführt wurde, als einer der ersten systematischen Genozide des 20. Jahrhundert gilt und bis heute von der türkischen Regierung geleugnet wird. Doch was verbirgt sich hinter dem neuen Werk von Hotel Ruanda-Regisseur Terry George, das noch vor Veröffentlichung in Form einer gezielten Kampagne mundtot gemacht werden sollte?

Die Antwort fällt gleichermaßen löblich wie enttäuschend aus. Auf der einen Seite offenbart sich The Promise als passioniertes Epos, das filmisch große Vorbilder hat und zudem ein aufklärendes Anliegen verfolgt. Die Ambitionen sind vorhanden, keine Frage, ebenso das Wagnis, eine Produktion auf die Beine zu stellen, die den Mechanismen des Hollywood-Systems entsagt. Unabhängig finanziert muss sich Terry George um keine Regeln kümmern, sondern kann seine Vision, die lose auf dem Skript Anatolia von Robin Swicord basiert, zügellos mit einem beachtlichen Budget von 90 Millionen Dollar umsetzen. Ein Luxus, den sich nicht jedes Prestigeprojekt dieser Art leisten kann – namhafte Schauspieler wie Christian Bale, Charlotte Le Bon und Oscar Isaac inklusive. Auf der anderen Seite gelingt es dem Film jedoch viel zu selten, all diese Bestandteile in einem Werk zu vereinen.

Beschäftigte sich The Promise eben noch mit der Dreiecksgeschichte zwischen dem armenischen Apotheker Michael (Oscar Isaac), dem amerikanischen Fotojournalisten Chris (Christian Bale) und der armenischen Künstlerin Ana (Charlotte Le Bon), stehen im nächsten Augenblick Schreckensbilder des Genozids im Vordergrund, vom der sehr pragmatischen Verankerung im historischen Kontext ganz zu schweigen. Die Handlung hangelt sich dabei zu steif von einer Station zur nächsten, ohne den erklärenden Modus abzuschalten und das unaussprechliche Grauen in Form bewegter Bilder tatsächlich zum Leben zu erwecken. Trotz aufwendiger Kulissen und mitunter beeindruckenden Landschaftsaufnahmen fühlt sich The Promise teilnahmslos inszeniert an, viel zu sehr damit beschäftigt, die Formel seiner Versatzstücke auswendigzulernen, anstelle selbst den Ton anzugeben.

So ereignet es sich, dass die dramatischen Momente auf künstlichen Motivationen fußen, was nicht zuletzt daran liegt, dass das Drehbuch stets die passenden Szenen parat hat, um möglichst schnell zum Punkt zu kommen. Einerseits ist diese Zielstrebigkeit bemerkenswert, andererseits degradiert sie die Figuren und ihren persönlichen Leidensweg als Mittel zum Zweck. Egal, wohin es Michael im Rahmen seiner ereignisreichen Odyssee verschlägt: Er legt bloß dann einen Halt ein, wenn The Promise ein klares Anliegen verfolgt. Michael fungiert als konstruierten Exempel, um Konflikte darzustellen und das Vergangenen aufzuarbeiten. In Anbetracht der Leidenschaft, die zweifelsohne in The Promise hineingeflossen ist, verblüfft es durchaus, dass dieses Epos seine mitreißendsten Eigenschaften verfehlt und die Geschichte mit Platzhaltern erzählt.

The Promise © Capelight Pictures