Die Mission: Impossible-Reihe gehört zu den aufregendsten in Hollywood. Gerade in einer Zeit, in der ein – sowohl formal als auch inhaltlich – kohärentes Filmuniversum die Höhe der Gefühle darstellt, wirkt es unglaublich, dass sich Ethan Hunts unmögliche Missionen seit über zwei Dekaden auf der großen Leinwand halten. Nur das Alien-Franchise kann den sich stets neu erfindenden Mission: Impossible-Filmen Konkurrenz machen, deckt die Ausrichtung der einzelnen Beiträge inzwischen ein bemerkenswertes Spektrum inklusive Abstecher in diverse Genres ab. War es 1996 Suspense-Maestro Brian De Palma, der die gleichnamige Fernsehserie aus den 1960er und 1970er Jahren erstmals fürs Kino adaptierte, übernahm später der eigenwillige Action-Auteur John Woo das Ruder, ehe J.J. Abrams und Brad Bird den Status der Reihe als Blockbuster-Konstante manifestierten. Mit Christopher McQuarrie, der ebenfalls den fünften Teil inszenierte, kehrt nun erstmals ein Regisseur zurück – und das, ohne in Routine zu verfallen.
Mission: Impossible – Fallout ist unfassbar aufregend, wenngleich die meisten Tricks des IMF-Teams rund um Ethan Hunt (Tom Cruise) inzwischen bekannt sind und der Einstieg in die jüngste Mission überaus holprig erfolgt. Christoper McQuarrie, der sich wie schon bei Mission: Impossible – Rogue Nation auch als Drehbuchautor versteht, hat mit seinem zweiten Mission: Impossible-Film Großes vor, übernimmt sich dabei aber in den ersten Minuten, wenn es darum geht, eine Grundlage für die nachfolgenden Verfolgungsjagden zu schaffen. Sobald die Zündschnur aber brennt und entsprechende, verwandelt sich die Handlung in eine wendungsreiche Bestie, die schneller Haken schlägt, als die Figuren ihre Masken wechseln können. Fortan befindet sich Mission: Impossible – Fallout nur noch in Bewegung und dürstet geradezu nach dem nächsten Sprung über eine Klippe. Sobald Christopher McQuarrie diesen Punkt passiert, füttert er sein unbändiges Monstrum von Film mit vibrierenden, energiegeladenen Aufnahmen, die selbst im Hochglanz etwas Raues finden.
Dank dieser Rauheit avanciert Mission: Impossible – Fallout zur mitreißenden Action-Odyssee, die vorzugsweise in nervenaufreibenden Montagen Ethan Hunts waghalsigen Manövern folgt, gleichzeitig aber zwischen all dem Tohuwabohu ebenso ruhige, nachdenkliche und emotionale Momente entdeckt. Dass Christopher McQuarrie momentan wie kaum ein zweiter Regisseur Actionfilme dreht, bedarf nach dem brodelnden Jack Reacher und Rogue Nation keiner weiteren Beweisführung. Was McQuarrie aber tatsächlich zu einer inszenatorischen Wucht erhebt, ist sein aufrichtiges Interesse für die Figuren und die Umgebung, in der sie sich Bewegen. Auch Mission: Impossible – Fallout dringt – mitunter verblüffend – tief zum Kern der Charakterbeziehungen vor und entgegnet den Stereotypen, die sich im gegenwärtigen Blockbuster-Kino viel zu oft und viel zu einfach ausfindig machen lassen, mit spannenden, alternativen Entwürfen. Ethan Hunt ist ein Grenzgänger – und genauso ambivalent tritt er in Erscheinung.
Nach all den Vertrauensbeweisen, die Ethan Hunt im Lauf von fünf Filmen erbracht hat, verzerrt Mission: Impossible – Fallout die Sicht auf den Helden der Geschichte dermaßen, dass selbst im Kreis der Vertrauten Zweifel hinsichtlich seiner wahren Absichten auftauchen. Wenngleich Benji Dunn (Simon Pegg) und Luthor Stickell (Ving Rhames) ihrem Teamchef loyal gegenüberstehen, säht ein Konflikt zwischen IMF und CIA, der auf verschiedenen Ebenen ausgetragen wird, für Misstrauen, vor allem dann, wenn weitere Parteien involviert werden. Um bei all diesen unzuverlässigen Informationen dennoch die Übersicht zu wahren, fokussiert sich Christopher McQuarrie umso mehr bei der Auswahl seiner Set pieces und findet eine bemerkenswert klare Bildsprache, besonders dann, wenn Ethan Hunt mit irrsinniger Geschwindigkeit auf einem Motorrad durch die Straßen von Paris rast, in London von einem Häuserdach zum anderen springt und später lebensmüde am Lastseil eines Helikopters hängt.
Dynamisch reihen sich diese wahnsinnigen Bilder aneinander, fördern im Schnitt eine unvergleichliche Energie zutage und lassen regelmäßig den Atem stocken, wenn die Kamera im rauschenden Licht der Dämmerung mit seinen Figuren in die Tiefe stürzt. Dann sind es auf einmal Lichter in der Nacht, die Tom Cruise und Henry Cavill auffangen, ehe sich ihre Agenten vor strahlend weißen Wänden mit einem Widersacher prügeln, bis eine rote Blutpfütze ein Loch in den Boden reißt. Christoper McQuarrie erschafft fantastische filmische Räume, die das Brachiale genauso wie das Zerbrechliche fassen und beständig mit der Ungewissheit spielen, dass ein unberechenbarer Schatten wie Isla Faust (Rebecca Ferguson) die Szene betritt und für zusätzliche Spannung und Unordnung sorgt. Mission: Impossible – Fallout sucht dabei nach (bildlichen) Reflexionen und Kontrasten. Einer dieser Kontraste kommt sehr schön zum Vorschein, wenn Fallout am Ende förmlich explodiert, wohingegen Rogue Nation an gleicher Stelle im deutlich kleineren Rahmen zu sich gefunden hat. Beides hat unweigerlich seine Vorzüge.
Mission: Impossible – Fallout © Paramount Pictures
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