Gerard Butler, der räudige Rüpel des gegenwärtigen Actionskinos, ist zurück, um erneut für Krawall zu sorgen. Nachdem er zuletzt in Geostrom gleich die ganze Welt gerettet hat, fällt Den of Thieves ein paar Nummern kleiner aus, denn hier geht es nur um Los Angeles und eine Bande krimineller Buben, die es sich in den Kopf gesetzt haben, einen der wohl spektakulärsten Heists in der Geschichte des Verbrechens durchzuführen. Gleich in der stimmungsvoll von Cliff Martinez untermalten Eröffnungssequenz wird der Ernst der Situation etabliert, als bei einem Überfall auf einem Geldtransporter die Schüsse fallen, als hätte jeden Waffen-Cheat aus Grand Theft Auto auswendig gelernt. Ein Blutbad sondergleichen, das in keinem Verhältnis zur eigentlichen Tat steht: Gestohlen wird nämlich wirklich bloß das Transportfahrzeug, von einem vermeintlich kostbaren Inhalt keine Spur.
Als Detective Nick Flanagan (Gerard Butler) am nächsten Morgen die Sauerei in Augenschein nimmt, ist er gar nicht glücklich, denn die mysteriösen Umstände bedeuten für ihn und sein Team vor allem eines: Arbeit. Schlecht gelaunt und in unerträglicher Macho-Pose marschiert der Boss durch die Gegend, während er achtlos die Menschen in seiner Umgebung herumkommandiert, um sich in wirklich jedem noch so unscheinbaren Augenblick als harter Kerl zu profilieren. Regisseur Christian Gudegast hat sichtlich Spaß daran, in eine Welt zu entführen, in der es ausschließlich um Testosteronschübe und echte Männer geht, die bloß ihren Mund aufreißen und fest zuschlagen können. Den of Thieves sonnt sich unverschämt genüsslich in diesem Proll-Verve, liefert jedoch keinen Grund, um sich auf das Gezeigte einzulassen. Stattdessen offenbart sich der Film vorzugsweise als ätzende Angelegenheit.
Wenn Nick mit seinen Kollegen, die sich ebenfalls von nichts und niemandem beeindrucken lassen, den Barkeeper Donnie (O’Shea Jackson Jr.) in die Mangel nimmt, weil er eine Verbindung zum Team des Gegenspielers, Ray Merrimen (Pablo Schreiber), ausgemacht hat, strotzt Den of Thieves vor erschreckender Ideenlosigkeit. Den Figuren kommt kaum ein gekonnter One-liner über die Lippen, von anregenden Dialogpassagen ganz zu schweigen, sodass es ab einem gewissen Punkt förmlich zur Qual wird, den Männern beim verbalen Kräftemessen zuzuhören, ehe sie sich gegenseitig an die Gurgel gehen, um dann doch keine konsequente Entscheidung zu treffen. Stattdessen präsentiert Christian Gudegast einen Haufen geprügelter Hunde, die genauso erbärmlich wie hilflos um Aufmerksamkeit ringen, während sie heimlich flehend in die Richtung großer Genre-Vorbilder à la Head von Michael Mann schielen.
Der Showdown zwischen Robert De Niro und Al Pacino fungiert tatsächlich als Blueprint der gesamten Dynamik von Den of Thieves – inklusive der uninspirierten Übernahme zweier Protagonisten, die verbunden durch eine platonische Liebe im Finale aufeinandertreffen und ihre Fehler bis zum bitteren, blutigen Ende ausbaden müssen. Von gewichtigen Entscheidungen will Christian Gudegast erzählen, will dem erbrachten Opfer Gehör verleihen und ein Andenken setzten, obgleich sein Film nicht einmal halb so intensiv die Konflikte der Figuren transportiert, wie er es glaubt und kolportiert. Ärgerlich ist das besonders deswegen, weil der zentrale Heist ein überaus spannendes Unterfangen ist, das gekonnt zwischen künstlich konstruierten und clever ineinandergreifenden Elementen balanciert. Sogar der Atem stockt, wenn es hinsichtlich der Ausführung des Heists brenzlig wird.
Gerade im dritten Akt erweist sich Den of Thieves als aufregende Hetzjagd und spielt beinahe mit dem Gedanken eines brutalen Ocean’s Eleven. Kaum besinnt er sich aber wieder auf die rohen Figuren, verliert die reißerische Mischung aus Action- und Crime-Drama jeglichen Reiz und suhlt sich im stumpfen Treiben, sodass sämtliche Emotionen in den finalen Minuten nichts als pure Behauptung sind. Plötzlich stehen da Moral und Läuterung als Rechtfertigung für die zynischen Ausfälle zuvor und Den of Thieves merkt gar nicht, wie die ständig befohlene Kompromisslosigkeit in sich Zusammenbricht. Was bleibt, ist ein Film, der sich nichts lieber wünscht, als die dreckigsten Fantasien seiner Cop-vs-Criminals-Erzählung auszuleben, schlussendlich aber genau daran scheitert, in den echten Abgrund zu blicken.
Den of Thieves © Concorde
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