Aus ewiger Dunkelheit und der ohrenbetäubenden Stille des Weltraums entsteht ein Albtraum aus mächtigen Schatten und Strukturen, die sich in ein klaustrophobisches Labyrinth verwandeln. Zuerst ein unheimliches Schweben durch Trümmerteile, später heißer Dampf und Matsch, der im Grenzland absolute Hoffnungslosigkeit beschwört.
Nur das Licht einer ungeahnten Sonne, die sich majestätischer kaum offenbaren könnte, bringt Wärme in Rains Gesicht, bevor stechende Kälte Andys Antlitz und den gesamten Film mit niederschmetternder Ungeheuerlichkeit übernimmt – ganz zu schweigen von den toten Augen der Schöpfung, die durch das Finale funkeln.
Ein Countdown geht in den anderen über, alles befindet sich im freien Fall. Ein Schlittern in Planetenringen, das Raumschiffe wie Körper aufreißt. Und dann dieser unglaubliche Moment, in dem Cailee Spaeny wortwörtlich alle Regeln außer Kraft setzt und durch ein gespenstisches Meer des Todes gleitet, ohne zu wissen, ob sie jemals am anderen Ende des düsteren Korridors ankommen. I loved it!
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Je öfter ich den Film schaue, desto abgründiger wird er. Der Aufbruch in neue Welten, erzählt über das, was man bereit ist, zurückzulassen, sehr wahrscheinlich sogar die eigene Menschlichkeit. Es beginnt mit dem außerweltlichen Heulen im Prolog, das den Bergungsprozess des Aliens in ein dunkles Ritual verwandelt, bei dem sich der Mensch bereits völlig von sich selbst entfremdet hat.
Eben noch dieses majestätische Schweben im All, als würde sich Fede Álvarez vor dem Tanz der Raumschiffe und Planeten in 2001: A Space Odyssey verbeugen, bevor der Xenomorph wie der Monolith das Universum aus dem Gleichgewicht bringt. Doch die Wahrheit ist: Álvarez befindet an diesem Punkt längst im absoluten Albtraummodus und denkt nicht einmal daran, einen Gang zurückzuschalten.
Schwarze Handschuhe, weiße Raumanzüge und dieser bedrohlich funkelnde Teich aus ewiger Dunkelheit, der sich dort befindet, wo eigentlich Gesichter sein sollten: Der unheimliche Arm der Company befindet sich unaufhaltsam in Bewegung. Eine Zeremonie, die direkt an einen verbotenen Ort im Jenseits führt.
Umso unschuldiger wirkt die junge Generation, die durch Neugier, Tatendrang und Abenteuerlust der Ausbeutung trotzt und sich selbst auf den Weg zur Sonne macht. Insgeheim ist die Verzweiflung aber so groß, dass niemand davor zurückschreckt, den anderen zu benutzen, um durch die Wolkendecke zu brechen.
Nicht einmal Rain, die nur noch quälend über Andys Wortwitze lachen kann, weil sie genau weiß, dass sie niemals gemeinsam den Aufgang jener Sonne sehen werden. So viel Misstrauen und Enttäuschung, manchmal ganz laut im schreienden Survival-Horror verankert, manchmal subtil eingeflochten in die verräterischen Blicke, von denen man hofft, dass sie unbemerkt bleiben.
Wenn Kay schweißgebadet, zitternd durch die ewigen Korridore der Raumstation kriecht und aus dem Augenwinkel wahrnimmt, wie ein Alien einfach zwei Leichen hinter sich in einen Schacht zieht, ist es eigentlich ein Wunder, dass sie nicht komplett den Verstand verliert.
Was für ein verstörendes Bild, das einfach so nebenbei eingestreut wird, um zu illustrieren, in was für einer Hölle die Figuren jetzt gefangen sind. Und da hat Kay noch keine Ahnung, welcher Anblick sich ihr im Finale offenbaren wird. So ein unfassbar bitterböser Film.
Beitragsbild: Alien: Romulus © 20th Century Studios/Disney