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Avatar – Kritik

Drei Monate vor dem Kinostart von Avatar: The Way of Water bringt Regisseur James Cameron den ersten Teil seiner Science-Fiction-Reihe im großen Stil zurück in die Lichtspielhäuser, um die Begeisterung für Pandora neu zu entfachen. Avatar löste 2009 einen nie vorgesehenen 3D-Boom aus und avancierte zum erfolgreichsten Film aller Zeiten. Was nach dem Aufstieg des digitalen Kinos anfangs wie die nächste große Leinwandrevolution des 21. Jahrhunderts wirkte, ist inzwischen komplett verpufft: 13 Jahre nach der Entdeckung Pandoras sind 3D-Vorstellungen im Kinoprogramm rar gesät und das Vermächtnis von Avatar wird regelmäßig infrage gestellt.

Cameron lässt sich in seinen Plänen jedoch nicht beirren: Über eine Dekade hat er an den Avatar-Fortsetzungen (Plural!) gefeilt. Zwei sind bereits abgedreht, zwei weitere befinden sich in Planung. Als hätte Cameron nicht genug um die Ohren, hat er keine Kosten und Mühen geschaut, um das Original technisch zu überarbeiten, damit es den modernsten Blockbuster-Standards entspricht. Die Wiederveröffentlichung von Avatar ist ein Erlebnis, das gleichermaßen an Nostalgie wie Neugier appelliert. Mit der Rückkehr nach Pandora werden Kinoerinnerungen wach und auf den Prüfstand gestellt. Kaum brechen wir durch die Wolkendecke, ist klar: Avatar besteht den Test der Zeit mühelos.

Viele Studios und Filmschaffende haben in den vergangenen Jahren versucht, große Universen zu schaffen und neue Welten im Kino vorzustellen. Selten ist es ihnen gelungen, in den Bann zu ziehen und jene Welten zum Leben zu erwecken. Cameron benötigt dagegen nicht mehr als ein Bild, um Pandora greifbar zu machen. Durch unzählige Baumkronen hinweg bewegen wir uns über den faszinierenden Planeten, der mit seinen Farben und Formen vertraut und dennoch fremd wirkt. Der Dunst der Ungewissheit liegt in der Luft. Nebelschwaden verschleiern das Paradies, das im Folgenden entdeckt und zerstört wird. Immer weiter und tiefer fliegen wir in den Wald hinein.

Mit einer mitreißenden Bewegung zeigt uns Cameron aus der Distanz die Umgebung, durch die wir uns später mit den Figuren schlängeln, als wären wir selbst dort. Avatar ist ein Film, der in ein unendliches Labyrinth aus Ästen entführt und uns jeden Fußabdruck spüren lässt, bis wir – umgeben von schwebenden Felsen – durch die Luft wirbeln. Ein Pfeil, der beiläufig ins Bild rollt, erzählt mehr über die Verhältnisse auf und die Geschichte von Pandora, als es jegliche Erklärung im Dialog je könnte. Und dann stellt Cameron seine 3D-Vision mit nur einer Fokusverlagerung vor: Vor dem weit aufgerissenen Auge des Kinos kommt ein ganzer Planet zum Vorschein.

Eigentlich ist es nur ein Wassertropfen, der zuvor wie ein unscheinbarer Staubpartikel durch die Schwerelosigkeit eines Raumschiffs treibt, dessen Besatzung aus dem Tiefschlaf erwacht. Cameron nutzt das kleinstmögliche Element, das er im filmischen Raum finden kann, um den Quantensprung zu illustrieren, den Avatar für das Kino bedeutet – und das, ohne die Geschichte zu vergessen. Der Mensch blickt auf eine Miniversion des Planeten, der ihn mit ungeahnten Möglichkeiten konfrontiert, im Guten wie im Schlechten. Noch ist unklar, wohin die Reise genau geht, genauso wie es damals war, als Avatar das Tor zum 3D-Kino neu aufgestoßen hat – und es jetzt wieder tut.

Beitragsbild: Avatar © 20th Century Studios/Disney