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Die Katze – Kritik

„Es ist zu kalt zum Ficken“, stellt Götz George genervt in der Mitte des Films fest, als sich die Sexszene vom Anfang im sechsten Stock des Hotel Nikkō wiederholt – zumindest fast. Denn es ist ja zu kalt. Das geht nicht. Keine Stimmung. Keine Zeit. Keine Nerven. Kein Wunder, viel zu lange irren wir inzwischen durch diesen mächtigen, einschüchterten, trostlosen Bau, der wirkt, als wäre er nur errichtet worden, damit Dominik Graf in den verwinkelten Innenhof spähen kann, um der Bewegung des Polizeiapparats zu folgen, dessen nahezu unerschöpfliche Ressourcen in diesen modernen Beton-Thermopylen völlig nutzlos erscheinen.

Nur wer die Architektur verinnerlicht hat, in geometrischen Formen aufgeht und alle Vorsprünge und Fenster kennt, kann sich elegant wie eine Katze über die Hausdächer bewegen – oder zur Not auf dem Asphalt unter Autos durchkriechen, zwar nicht mehr ganz so elegant, aber immer noch ein Weg, um jede noch so schmale Öffnung zu bezwingen. Georges Probek sucht sowieso keine Eleganz. Er will Coolness, sucht das Kernige, unantastbare Männlichkeit, wenn er seinen nackten, im bräunlichen Schimmer der Morgendämmerung glänzenden Körper in der Eröffnungsszene zum Fenster bewegt und den Kriegsschauplatz beschreibt, den er gleich in klaustrophobischer Enge orchestrieren wird.

Ist es noch der Schweiß, der seine Haut zum Leuchten bringt, oder schon das Benzin, in dem er später badet wie in einem Elixier des Lebens. „Good Times“ eines Professionals, der vom Rauschen des Funkgeräts lebt, das ihn viel weiter trägt als die Kugeln aus seinem Präzisionsgewehr. Zu weit, wie sich kurz vor dem Finale herausstellt. In der verblüffendsten Szene des Films verwandelt sich die kratzige, unsanfte Verbindung, über die normalerweise nur Befehle, Schreie und Beleidigungen kommen, in eine emotionale Brücke zwischen zwei Männern, die insgeheim genau wissen, dass es hier ums Benutzen, um Ausspielen geht.

Aber Junghein, Probeks Bauernopfer auf dem Schlachtfeld, ist erschöpft nach einem langen Tag der Arbeit in der grauen Schlucht und offenbart zusammengekauert auf der Toilette seine Fragilität. Probek, auf der anderen Seite der Leitung, liegt im Bett. Schnauzer, Sonnenbrille, feucht-funkelndes Brusthaar. Genießt er noch? Ist er weiterhin in Kontrolle? Oder realisiert er in dem Augenblick, dass es in Wahrheit auch für ihn um mehr geht als die Pose. Dass ihn die Kälte und Wärme dieses Ortes wirklich bewegt. Graf fängt da in den stickigen Räumen seiner labyrinthischen, endzeitlichen Großstadtfestung ein extrem faszinierendes Hitzeflimmern aus Verletzlichkeit, Verzweiflung und Erotik ein.

Alles trifft zuerst auf Widerstand, aber der Film ist an diesem Punkt schon viel zu weit vorangeschritten, als dass einer der beiden unberührt, unbeschadet aus dieser Szene herauskommen könnte. Zum ersten Mal wird die good time nicht verschwendet.

„Hey, wie geht’s euch?“
„Gut.“