Obwohl Gareth Edwards vor eineinhalb Jahren fast komplett ohne Prep in diesen vergessenen Jurassic Park gesprungen ist, bannt er einen glühenden Kodak-Traum auf die Leinwand, der vor allem mit seinen intensiven Grün- und Blautönen begeistert. Immer tiefer begeben wir uns ins hohe Gras, hangeln uns vor mächtigen Wasserfällen an Felsen entlang und können förmlich den Ozean spüren, durch den sowohl Schiffe als auch Dinosaurier ihre Spuren ziehen.
Dazu kommt das goldene Licht, das in die Straßen von New York fällt, wo sich die Menschen gelangweilt von den Dinos abwenden und die sechste Fortsetzung des ultimativen Sommer-Blockbusters über das Aussterben ihrer eigenen Art nachdenkt. Jurassic World Rebirth hat keine revolutionäre Antwort auf die grundlegende Klage, die in Jonathan Baileys Zögern schlummert, versteht aber auch nicht, warum man auf der Bank sitzen und Trübsal blasen sollte.
Genauso wie Scarlett Johansson, die ewig auf diesen Gig gewartet hat und einmal mehr beweist, warum sie eine geborene Actionheldin ist, stürzt sich der Film ins Abenteuer. Immerhin hat James Clyne einen kurzweiligen Hindernisparcours inklusive aufregender Jaws-, Alien- und Indy-Abzweigungen entworfen. Gerahmt von roten Dampfsäulen beginnen wir in einem klinischen weißen Labor, ehe wir später bis ins Herz der Finsternis durchs Wasser waten.
Und dann erweitert Edwards einen der größten Wow-Momente des Kinos um den Kuss zweier Film-Monster. Seit Beginn seiner Karriere legt sich dieser Kuss unerwartet und poetisch über das Spektakel, das er mit einem unheimlichen Gespür für Größenverhältnisse inszeniert. Wo sich bei Steven Spielberg die Hälse Richtung Himmel streckten, umkreisen sie sich hier innig. Als hätte der Blockbuster in einem versöhnlichen Augenblick doch wieder zu sich gefunden.
Jurassic World Rebirth lässt die Irrwege der vorherigen Trilogie hinter sich und begibt sich wieder mit einem Staunen ins Kino, besonders, wenn sich Alexandre Desplats zärtliche Klavierklänge leicht versetzt John Williams annähern und die direkte Übernahme des Motivs gar nicht nötig haben, weil sie so magisch sind. Irgendwann gleiten wir mit einem Schlauchboot durch die Dämmerung – fast wie Life of Pi: ein rastloser Survival-Trip und eine magische Odyssee zugleich.
Beitragsbild: Universal Pictures