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Megalopolis – Kritik

Goldenes Licht durchströmt den ganzen Film in seiner künstlichsten, aber gleichzeitig auch aufrichtigsten Form. Adam Driver und Nathalie Emmanuel schreiten über ein riesiges Ziffernblatt, das über den Dächern von New York thront, während unter ihnen ein Zahnrad in das andere greift, um die Stadt am Leben zu erhalten, obwohl sie aufgebrochen werden müsste. In schwindelerregenden Höhen balancieren sie über Stahlträger, fallen sich über dem Abgrund in die Arme und halten für einen Filmkuss die Zeit an, der eines Monumentalfilms mehr als würdig ist.

Überlebensgroße Schatten, die ganze Hochhäuser erklimmen, und erschöpfte Statuen, die im Regen in ihre Einzelteile zerfallen. Hier wird der Mond gestohlen und jener mächtige Tisch, auf dem die wichtigen Entscheidungen getroffen werden, versinkt hilflos im Treibsand eines Fiebertraums, der in Wahrheit Francis Ford Coppolas Gossip Girl ist. Spotted: C, dreaming up an outrageous utopian city which will question everything the generation before him believed in. Yessss. Things were getting a little dull around here. Time for a change. See you at the Colosseum. XOXO.

Und dann die Anspannung, wenn tatsächlich jemand bei der Interviewszene die Stufen des Kinosaals hinunterläuft, auch wenn es sich nur um eine Rückkehr vom Toilettengang handelt. Habe kurz die Luft angehalten, denn an diesem Punkt wäre alles möglich gewesen. Durch jede Szene habe ich Coppolas Worte hallen hören: „Aren’t you curious to see something you’ve never seen before?“ Mit Megalopolis hat er dieses Versprechen definitiv eingelöst. Allein das ist ein überwältigendes und am Ende auch sehr berührendes Gefühl.

Genauso wie sein Protagonist erträumt sich Coppola die neue Welt, das neue Kino, mit einem unfassbaren Projekt, das sich an keine Regeln halten muss. Wie unverschämt ist es eigentlich, Ideen zu haben und Neugier zu empfinden? Ein Schritt ins Ungewisse – time stop!

Beitragsbild: Megalopolis © Constantin Film