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Sleepy Hollow – Kritik

So viele Räume, in denen man eine Ewigkeit verbringen könnte. Holzvertäfelungen, Bücherstapel und das lodernde Feuer im Kamin. Trotzdem zieht es die Figuren immer wieder hinaus in die Kälte. Sie packen sich in dicke Mäntel, zugeknöpft bis zum Kragen. Doch die größte Faszination in diesem wundervollen Überfluss an Kostüm- und Produktionsdesign sind die dürren, verschlungenen, spitzen Äste, die in Form von Silhouetten aus dem unnatürlichen Nebel stechen.

Eine Decke der Unheimlichkeit wabert zwischen kahlen Bäumen und gespenstischem Mondlicht durch Sleepy Hollow. Und dann poltern Hufen über den gefrorenen Erdboden, wirbeln das Laub auf und ebnen den Weg direkt in die Hölle. Eine Hölle aus Wurzeln, Kammern und Erinnerungen. Das Poltern wird lauter, geradezu ohrenbetäubend. Es kündet von etwas Ungeheurem, das mit solcher Wucht vorbeirauscht, dass alle Kerzen, Fackeln und Laternen erlöschen.

Keine Errungenschaft der Moderne vermag es, diese Wucht zu fassen, zu bündeln. Nicht einmal die ausgeklügelten Vergrößerungsgläser, mit denen Ichabod Crane vor staunenden wie skeptischen Augen sogar den Tod entmystifiziert. Das Grauen ist viel tiefer in dieser bläulich-gräulichen Welt verankert, in der es ständig knistert und unheilvoll raschelt. In dieser giftigen Gemeinschaft, in der jeder Blick eine Geschichte aus Missgunst und Misstrauen erzählt.

Obwohl fast alles in Sleepy Hollow feindselig wirkt, ist es unmöglich, diesen schauderhaften Ort zu verlassen, wenn man erst einmal dort angekommen ist. Ein hypnotisierender Sog aus Musik (Danny Elfman!) und Bildern (Emmanuel Lubezki!!), der einen dermaßen in sich geschlossenen Film schafft, dass es wirklich verblüffend ist, dass Tim Burton dieses Gruselmärchen in Angesicht eines der größten Umbrüche des Blockbuster-Kinos gedreht hat.

Sleepy Hollow ist weder ein vergessenes Artefakt, das aus einer alten Filmdose gerettet wurde, noch ein Verfechter des digitalen Wandels in Hollywood, obwohl Burton offenkundig auf Effekte zurückgreift, die Roger Corman niemals zur Verfügung hatte. Stattdessen vereinen sich hier mühelos alle zur Verfügung stehenden Werkzeuge, um eine filmische Vision auf die Leinwand zu bringen, die einen komplett vergessen lässt, dass jenseits davon etwas existiert.

Beitragsbild: Sleepy Hollow © Paramount/Universal