Fast alles ist verschwunden. Nur Gabrielle trotzt der Finsternis um sich herum, die mehr und mehr Besitz von ihrem Körper ergreift, ehe wir auf eine riesige grüne Fläche stoßen, deren Leere alles verschlucken, aber auch alles entstehen lassen kann. Ein Bild zum Füllen, zum Zerreißen, zum Biegen und Brechen.
Es dauert nicht lange, bis ein Schrei aus tiefster Seele The Beast erschüttert. Bis Pixel klirrend zerspringen, die wärmende Textur von 35-mm-Aufnahmen zerfetzen und eine digitale Kälte Einzug hält, die bedrohlich aus Browserfenstern springt. Das Biest bricht aus, die Katastrophe ist bereits geschehen.
Feuer treibt die Liebenden in den Abgrund einer gefluteten Stadt, aus der es kein Entkommen gibt. Über ein Jahrhundert lang treffen sie aufeinander und werden wieder auseinandergerissen oder können sich gar nicht erst berühren. Léa Seydoux schwimmt suchend durch ein Meer aus Einsamkeit und Entfremdung, ohne je Erfüllung zu finden.
Am Ende wartet nur die Isolation und Gleichförmigkeit einer Welt, die den Menschen und noch mehr die menschliche Erfahrung ausradiert. So viele Leben, so viele Begegnungen, so viele Chancen – und trotzdem wirkt es, als werden die Möglichkeiten von Mal zu Mal weniger und die Räume in Schwarz und Grün kleiner. Erstickend.
Eine schleichende, zerreißende Tragik, die sich langsam über Dekaden hinweg ausbreitet und mit Ratlosigkeit und Hoffnungslosigkeit zurücklässt. Der einzige Trost ist Bertrand Bonellos Film selbst. Denn der ist bis zur letzten Sekunde widerspenstig und so voller Eigensinn und Neugier, dass er sich niemals der künstlichen Intelligenz einer nahen Zukunft anpassen würde.
Es ist unheimlich berührend zu sehen, wie The Beast all die (künstlerischen) Wagnisse eingeht, die Gabrielle in ihrer durch Angst ausgelösten Ohnmacht verwehrt bleiben. Wie der Film Brücken durch die Zeit schlägt und die widersprüchlichsten Bilder in einen poetischen Dialog miteinander treten lässt. Wie er seine eigene Schaffenskraft hinterfragt und neu verhandelt.
Und wie er, in seiner gesamten Form und Gestaltung, auf keinen Fall zulassen will, dass eine der Begegnungen nicht stattfindet, weil er gezögert hat.
Beitragsbild: The Beast © Grandfilm