Game of Thrones hatte bereits einige beeindruckende Schlachten zu bieten, doch keine Episode erreichte bisher das Ausmaß, das The Long Night pünktlich zur Halbzeit der finalen Staffel präsentierte. 82 Minuten lang werden wir Zeugen davon, wie der Nachtkönigs mit seiner Armee das letzte Bollwerk der Menschen im Norden von Westeros überrennt. Winterfell ist der zentral Schauplatz dieser wahrlich epischen Episode, die meisterhaft von Miguel Sapochnik inszeniert wurde.
Während der Regisseur von unvergesslichen Gam of Thones-Kapiteln wie Hardhome und Battle of the Bastards ein apokalyptisches Gemälde entwirft, in dem besonders das Spiel mit Licht und Schatten einen hypnotisierenden Sog entfaltet, fungiert ein Musikstück als großer Schlüssel der Episode: The Night King aus der Feder von Ramin Djawadi. Dieses ertönt kurz vor Ende des gewaltigen Kriegstreibens und fördert eine ähnliche Dynamik wie Light of the Seven im Finale der sechsten Staffel zutage.
Alles beginnt mit leisen, ruhigen Tönen, die ganz der Hoffnungslosigkeit der Situation verschrieben sind. Selten wurde eine Schlacht dermaßen niederschmetternd in Szene gesetzt. Die Ausweglosigkeit ist förmlich spürbar, wenn unsere Helden im glühenden Nebel zusammenbrechen und mit dem eigenen Tod konfrontiert werden. Die ultimative Niederlage scheint unabwendbar, doch dann schleicht sich in Funke Hoffnung in die mitreißende Montage, deren Pulsschlag das neunminütige Stück The Night King ist.
Minimalistische Pattern wiederholen und steigern sich zu einen Sturm aus aufbrausenden Gefühlen, die noch einmal verdeutlichen, was alles auf dem Spiel steht, ehe die Komposition im Augenblick der großen Wende eine unglaubliche Energie entfesselt. Stärker als Drachenfeuer verbannt sie die Krieger der Dunkelheit ins Jenseits. Wohl kaum ein anderes Stück wäre zudem passender gewesen, um Aryas (Maisie Williams) Sprung effektiv vorzubereiten und damit einen der atemberaubendsten Sequenzen der gesamten Serie zu besiegeln.
Wenngleich die jüngste Stark-Tochter im Moment der Entscheidung wie aus dem Nichts gesprungen kommt, nimmt Ramin Djawadi neun Minuten lang gemeinsam mit ihr Anlauf und katapultiert sie schließlich direkt in die Arme des Nachtkönigs. Jede nachfolgende Bewegung findet im absoluten Einklang mit der Musik statt, die sich spätestens an diesem Punkt in eine unaufhaltsame Welle verwandelt hat, unaufhaltsamer als die gesichtslose Armee, die zu Beginn der Folge sogar die Grundpfeiler Winterfells wegzuschwemmen droht.
Game of Thrones © HBO
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