Noch schweigsamer als im Staffelauftakt bahnt sich Pedro Pascal in der zweiten Episode von The Mandalorian seinen Weg durch die Ödnis eines Wüstenplaneten. Sein Kopfgeldjäger redet nur, wenn ihm keine andere Wahl bleibt. Doch das ist überhaupt nicht schlimm, denn Baby Yoda, von dem wir bisher nur einige wenige Einstellung zu sehen bekamen, erweist sich als echter Scene Stealer und überbrückt das große Schweigen mit putzigen Blicken. Angefangen beim niedlichen Design bis hin zum Charme der Puppe: Jon Favreau und sein Team haben ein würdiges Mando-Äquivalent für BB-8 und die Porgs gefunden. Allein die Blicke von Baby Yoda könnten die gesamte Episode füllen. „Heartbreakingly beautiful“, wie Werner Herzog sagen würde.
Während Baby Yoda mit großen Augen die Umgebung mustert und sogar einen ganzen Weltraumfrosch verschluckt, erlebt der Mandalorianer eine Niederlage nach der anderen. Gegen die drei Trandoshaner, die ihm gleich zu Beginn das Leben schwer machen, kann er noch einigermaßen souverän bestehen. Sobald eine Truppe Jawas auf den Plan tritt, ist der Spaß aber vorbei: Unter wilden „Utini“-Rufen nehmen sie sein Schiff auseinander und flüchten im Anschluss mit einem mächtigen Sandcrawler. Was folgt, ist eine aufregende Verfolgungsjagd, überaus amüsant in Szene gesetzt von Rick Famuyiwa, der nach Dave Filoni auf dem Regiestuhl Platz nimmt. In Krieg der Sterne wälzte sich das gigantische Gefährt noch mühselig durch die Wüste. Jetzt ist es gar nicht mehr aufzuhalten.
Fungierten Sandcrawler bisher überwiegend als drohende Schatten im Star Wars-Universum, zeigt uns The Mandalorian eine rollende Festung, die direkt aus Mortal Engines entsprungen sein könnte. Noch mehr drängt sich aber ein anderer Vergleich auf: die nervenaufreibende Verfolgungsjagd mit dem Panzer in Indiana Jones and the Last Crusade. Angefangen bei den unaufhaltsamen Kettenrädern bis hin zur wuchtigen Erscheinung des Fahrzeugs bieten sich viele Parallelen an. Im Gegensatz zu Harrison Fords Indy muss sich der Mandalorianer aber von der Jawa-Übermacht geschlagen geben. Selbst nach mehrmaligen Anläufen gelingt es ihm nicht, den Sandcrawler zu erobern – hilflos fällt er zu Boden und wird von Baby Yoda aufgesammelt.
Der Ruf, der dem Mandalorianer vorauseilt, wird damit erneut hinterfragt. Trotz seines lässigen Auftretens haben wir dem Kopfgeldjäger bis dato mehr beim Scheitern als beim Gewinnen zugesehen. Auch in der zweiten Hälfte der Episode lässt der Professional seine vermeintlichen Fähigkeiten vermissen, wenn er gerade so die Auseinandersetzung mit einer monströsen Kreatur überlebt. Ohne einen Machtschub seitens Baby Yoda wäre er jetzt vermutlich im Schlamm versunken – aus der Ruhe bringen ihn all diese Rückschlage trotzdem nicht. Bisher hat die Serie zumindest sichtlich Spaß, die Artenvielfalt der weit, weit entfernten Galaxis zu präsentieren, und daran ist prinzipiell nichts auszusetzen.
Das große Bild von The Mandalorian wird dagegen nur bedingt erweitert. Vielmehr gleicht die zweite Episode einem in sich geschlossenen Abenteuer, das einer klaren Struktur folgt und im Endeffekt ausschließlich aus kurzen Begegnungen und Konfrontationen besteht. Reduziert auf ihre rudimentärsten Bestandteile wird die Serie damit auf gewisse Weise aber auch dem Wesen ihres Protagonisten gerecht. Trotzdem wirken manche Szenen immer noch etwas abgehackt und sehr plötzlich in den Übergangen. The Mandalorian fehlt die Zeit zum Atmen. So eindrucksvoll die majestätischen Totalen gestaltet sind: Ihre gesamte Wirkung können sie nur in den wenigsten Momenten entfalten.
Dafür punktet die zweite Episode von The Mandalorian mit einer anderen Stärke: Selten fühlte sich Star Wars mehr nach einem Abenteuerspielplatz an wie in den Momenten, in denen der Mandalorianer versucht, auf den Sandcrawler aufzuspringen, ehe er sich in eine dunkle Höhle begibt, ohne genau zu wissen, was für ein Ungeheuer ihn dort erwartet. Ein Fest pulpiger Augenblicke, das am Ende auch die Konfrontation mit der eigenen Einsamkeit zulässt. Obwohl der wortkarge Krieger auf die Freundschaft von Kuiil (Nick Nolte) sowie das wachsame Baby Yoda bauen kann, versteckt sich hinter seiner Rüstung ein sehr in sich zurückgezogener Mann, der sich nach wie vor auf der Suche nach einem Platz in der Galaxis befindet.
The Mandalorian © Disney+
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