Mit dem Absturz eines Alien-Raumschiffs katapultiert uns Shane Black direkt in den neusten Film aus dem Predator-Universum. Schlicht betitelt als The Predator rückt dieser den intergalaktischen Jäger in den Vordergrund, der vor acht Jahren zum letzten Mal auf der großen Leinwand zu sehen war. Damals war die Jagd auf einem fremden Planeten angesiedelt. Nun findet sie wieder auf der Erde statt, wo einst schon Arnold Schwarzenegger im Dschungel eine tödliche Begegnung mit dem Außerirdischen machte. Den Dschungel will auch Shane Black wieder zum Leben erwecken, während er gleichzeitig die Vorstadt als Schauplatz des unerbittlichen Überlebenskampfes auserwählt. Dabei will sich The Predator als geerdeter Science-Fiction-Actionfilm im doppelten Sinne behaupten. Tatsächlich sorgt die Prämisse jedoch für eines der enttäuschendsten Kinoereignisse des Jahres.
Die Neugier war durchaus groß, als Shane Black als Regisseur für das jüngste Predator-Upgrade angekündigt wurde, gehörte er als Schauspieler zum Cast des ersten Films von 1987. Die Nähe zum Franchise ist folglich gegeben. Der wahre Grund, warum Shane Black diesen Posten erhalten hat, dürfte allerdings ein anderer sein: Als Drehbuchautor bestimmte er in den späten 1980er und frühen 1990er Jahren das Actionkino, ehe er sein Talent auf dem Regiestuhl unter Beweis stellte, sowohl im Indie-Bereich (Kiss Kiss Bang Bang) als auch auf Blockbuster-Level (Iron Man 3) sowie zuletzt im Mid-Budget-Metier (The Nice Guys). Für The Predator scheint er außerdem wie geschaffen, weil er kernige Figuren und Dialoge schreibt, als wäre eine gewisse Ära des Kinos nie zu Ende gegangen. So zumindest die Theorie, denn mit der Praxis hat diese verlockende (?) Illusion nichts zu tun.
Shane Blacks Predator-Vision entpuppt sich als eine dermaßen uninspirierte Variation der Vorgänger inklisive einer krampfhaft eingestreuten Prise Nostalgie, völlig frei von eigenen Ideen. Wenngleich die Geschichte des Films in der Gegenwart angesiedelt ist, beschwört er unüberlegt den Zeitgeist der 1980er Jahre. The Predator will altmodisches Actionkino sein, versteht darunter aber nicht mehr, als das Schwelgen in verklärten Erinnerungen, ohne jemals ein Gespür für die Predator-Mythologie zu entwickeln, insofern diese bei all den lose verknüpften Ablegern überhaupt existiert. Der Ur-Predator, eines der ikonischsten Filmmonster überhaupt, ist seinem eigenen Film ein Fremder und nicht genug: Eine genmanipulierte, stärkere Version seiner selbst muss dafür sorgen, dass der Spannungsbogen konstant bleibt. Schlussendlich tappt The Predator damit in die gleiche Falle wie The Meg.
Beim kürzlichen Aufeinandertreffen von Jason Statham und dem Megalodon fehlte jegliches Gefühl für die Größenverhältnisse. Ausschlaggebend dafür war, dass die erste Gefahr des Films zur Halbzeit von einer größeren, zweiten Gefahr abgelöst wurde. Ein undurchdachtes Manöver, das für den Bruchteil einer Sekunde für staunende Blicke, ehe sich verheerende Gleichgültigkeit einstellte und das Monster unbeholfen durch den Ozean irrte. Sobald der upgegradete Jäger in The Predator das Spielfeld betritt, bricht der Film ebenfalls auseinander und steuert auf ein stumpfes Finale zu, das zwar in puncto Brutalität einiges zu bieten hat, den gewaltigen Taten auf der Leinwand jedoch kein emotionales Fundament gewährt. Die Figuren, die Shane Black zuvor eingeführt hat, erweisen sich durch die Bank als unerträgliche Chaoten, von der grenzwertigen Palette an selbstgefälligen One-linern ganz zu schweigen.
Bisher vermochte es Shane Black, seine aus den 1980er Jahren gerettete Helden sowohl ironisch zu brechen als auch ihnen zu jenen Heldentaten zu verhelfen, nach denen sie sich so verzweifelt sehnen. Die Gruppe Verwegener, die sich nun um Ex-Soldat Quinn McKenna (Boyd Holbrook) versammelt, dürfte aber problemlos das unglücklichste Ensemble des Jahres sein. Zwar finden sich einige tolle Namen im Cast. Dem katastrophalen Drehbuch kann allerdings nicht einmal Olivia Munn als schlagfertige Biologin trotzen, da sie sich nicht nur durch Shane Blacks bruchstückhafte Handlung, sondern auch eine äußert unangenehme Männerrunde schlagen muss. Hier zählen nur coole Macho-Sprüche und harte Kerle, die selbst durch ihr eigenes Scheitern nicht sympathischer werden. Echtes Leben steckt in diesem Predator nicht, als hätte er den einleitenden Absturz mit seinem Raumschiff nie überlebt.
The Predator © 20th Century Fox
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