Ich habe mich seit Wochen auf dieses Screening gefreut. Obwohl True Grit für die meisten nur ein minor Coen, wenn nicht sogar einfach nur ein egaler Coen ist, hat er einen ganz besonderen Platz in meinem Herzen. Ich denke oft darüber nach, wie sanft diese extrem brutale Rachegeschichte erzählt wird, wie sie behutsam von Carter Burwells Arrangements getragen wird, die selbst die ausgeleiertsten Hymnen in sublime Gedichte verwandeln.
Eine nachdenkliche Western-Odyssee, bei der Entschlossenheit und Einsamkeit in zerreißender Melancholie aufeinandertreffen, während man jeden einzelnen Stein spürt, den die Figuren hinter sich zurücklassen. Das gedimmte Licht in der Entfernung, das Aufleuchten eines Streichholzes und die weißen Schneeflocken in der Nacht – jede Einstellung ist von zärtlicher Schönheit, obwohl die Welt, die in ihr zum Leben erwacht, grausam und brutal ist.
So weich, so rau. So traurig.
Obwohl der Film schlicht und geradlinig wirkt, verwandelt er jede Station auf dieser Reise in eine kleine Geschichte, von der man keine Sekunde verpassen will, und baut am Ende ein Momentum auf, dem man sich unmöglich entziehen kann.
Und dann, ganz plötzlich, ist da nichts – außer Leere.
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Gesehen auf 35mm im Hackesche Höfe Kino.