Der Einstieg in Vox Lux könnte kaum niederschmetternder sein. Zuerst fallen Schüsse, dann breitet sich eine beklemmende Dunkelheit in den Bildern aus, die alles Leben verschluckt und nichts als betäubende Leere hinterlässt. Brady Corbets zweite Regiearbeit beschwört eine endzeitliche Stimmung, die von Scott Walkers bedrohlich brummendem Score nur untermauert wird. Und dennoch gibt es in diesem Film einen Moment, in dem die Finsternis einem Hoffnungsschimmer am Horizont weicht und für Gänsehaut sorgt, die noch lange über den Abspann hinaus wirkt.
Es ist ein Song, der nicht nur das Leben von der jungen Celeste (Raffey Cassidy) und ihrer Schwester Eleanor (Stacy Martin) für immer verändern soll, sondern ebenfalls die düstere Stimmung des Films durchbricht. Wrapped Up, geschrieben von Sia in Zusammenarbeit mit Greg Kurstin, ertönt in der dunkelsten Stunde in Vox Lux und bündelt all die Trauer, das Leid und den Schmerz der Figuren, während gleichzeitig etwas überwältigend Hoffnungsvolles und Aufrichtiges zum Vorschein kommt, das den emotionalen Höhepunkt des Films markiert.
Zuerst erklingt aus der absoluten Verlorenheit Raffey Cassidys Stimme, ehe später die lange Version des Songs folgt, dieses Mal gesungen von Natalie Portman, die Celeste in der zweiten Hälfte des Films verkörpert. Der Aufbau von Wrapped Up spiegelt die anfängliche Unsicherheit, ehe sich eine mitreißende Hymne entfaltet, die vor allem durch ihre Klarheit und Verletzlichkeit beeindruckt. Selbst wenn Celeste später vor tausenden von Menschen auf einer Bühne mit großer Lichtshow spielt, geht durch Wrapped Up nie der intime Kern der Geschichte verloren.
Ein stechendes, ein zerreißendes, aber auch ein tröstendes Gefühl hinterlässt dieser Song, der gleichermaßen ein Anker in Zeiten der Ungewissheit ist, wie er ein Symbol für Aufbruch und Veränderung darstellt. Tief im Inneren der Figuren ist etwas für immer zerbrochen, ihre Welt wurde in den Grundfesten erschüttert. Doch Wrapped Up hält nicht nur die Welt von Celeste und Eleanor zusammen, sondern auch Vox Lux als Film: Schlicht, schüchtern, geradezu unscheinbar – und trotzdem völlig überwältigend in seiner beruhigenden Kraft, ganz egal, wie wild alles anderen außenrum ist.
Vox Lux © Kinostar Filmverleih
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