Die erste Staffel von The Book of Boba Fett endet in einem explosiven Finale. Was sich in den vergangenen Wochen angedeutet hat, zelebriert Regisseur Robert Rodriguez mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln: Die Straßen von Mos Espa verwandeln sich in ein Schlachtfeld, wenn Boba Fett (Temuera Morrison) mit seinen Verbündeten den Pykes gegenübertritt. Zerstörte Gebäude, überlebensgroße Kampfdroiden und ein entfesselter Rancor: Trotz aller aufgefahrenen Geschütze fehlt es In the Name of Honor an Gewicht und Dynamik. Es ist eine Kulmination ohne Gefühl für Größe.
Das holprige Staffelfinale war absehbar: The Book of Boba Fett verbrachte die letzten zwei Episoden in der Geschichte von The Mandalorian. Schon davor verpasste Serienschöpfer Jon Favreau die Chance, ein ordentliches Fundament für seine zweite Star Wars-Serie zu legen. Alles, was in der ersten Staffelhälfte passiert ist, fühlt sich wie ein viel zu langer Prolog für ein Abenteuer an, das immer kurz davor war, richtig in Fahrt zu kommen und vertieft zu werden. Dieses Vertiefen hat The Book of Boba Fett jedoch komplett übersprungen. Jetzt wechselt die Serie direkt in den Finalmodus.
Am ungemütlichen Gangsterepos, das die Unterwelt erschüttert, ist In the Name of Honor nicht mehr interessiert. Am liebsten wäre die Folge ein Teil des epischen Game of Thrones-Finales, kann den Mangel an Vorbereitung allerdings nicht kaschieren. Wo sich in Westeros beim Angriff auf King’s Landing eine Urgewalt entlädt, die sich acht Staffeln lang angestaut hat, ist die Schlacht auf Tatooine weit davon entfernt, solch epische Töne anzuschlagen. Hierbei geht es gar nicht um die Action (die ist teilweise gelungen, teilweise aber auch sehr unbeholfen), sondern die dramaturgische Fallhöhe.
Mit Parallelmontagen wollen Rodriguez und Favreau ein mitreißendes Finale im Geist von Rogue One: A Star Wars Story auf die heimischen Bildschirme bannen. Jedes Mal, wenn The Book of Boba Fett auf einen großen Moment hinarbeitet, der Figuren und Orte in der Montage vereint, wird jedoch deutlich, wie schwach die Welt der Serie in den vorherigen Episoden aufgebaut wurde – und das, obwohl wir uns in einer eigentlich sehr vertrauten Umgebung bewegen. Als erstes Spin-off, das aus The Mandalorian hervorgegangen ist, stellt The Book of Boba Fett eine einzige vertane Chance dar.
So spektakulär die Enthüllung des Projekts war (eine Post-Credit-Szene kündigte die Serie am Ende der zweiten Mando-Staffel an), so enttäuschend ist das Ergebnis. Die guten Ideen in The Book of Boba Fett werden als Rumpf zurückgelassen, während sich die Serie mit den einfachsten Lösungen angerissener Konflikte begnügt. Was funktioniert, sind etablierte Figuren wie Din Djarin (Pedro Pascal), Peli Motto (Amy Sedaris) und Grogu. Abseits davon ist die Serie extrem unausgereift, obwohl in einzelnen Sequenzen die Liebe zum Detail erkennbar ist. Erzählerisch war Star Wars aber selten zu dürftig.
Beitragsbild: The Book of Boba Fett © Disney+/Lucasfilm
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