Drücken Sie „Enter“, um den Inhalte zu überspringen

A Skin So Soft – Kritik

Eigentlich braucht das gegenwärtige Kino nicht noch mehr männliche Körper, die überdimensional auf der großen Leinwand ausgestellt werden. Denis Côté hat sich in seinem Dokumentarfilm A Skin So Soft dennoch exklusiv diesen Körpern verschrieben, ganz speziell den Körpern von Jean-François, Ronald, Alexis, Cédric, Benoit and Maxim. Die sechs Bodybuilder stehen im Zentrum der rund 90-minütigen Beobachtung, die sich aufmerksam den gigantischen wie einschüchternen Muskelbergen verschrieben hat. Mit seiner Kamera observiert Denis Côté die Körper der Männer, während diese meistens selbst beschäftigt sind, das eigene Spiegelbild zu betrachten oder im Kreis der Kollegen zur Schau zur stellen.

A Skin So Soft erzählt dabei in erster Linie von einem Leben in Routine und Stille. Das große Spektakel findet nur selten statt, wenn etwa ein Truck mittels Seil alleine aus der eigenen Muskelkraft heraus gezogen wird. Ansonsten ersticken die massigen Körper geradezu das gesamte Bild, während ein immerwährendes Schnaufen und Stöhnen zu vernehmen ist. Worte werden nur wenn nötig gesprochen. Stattdessen zählen in dieser Welt die hart erarbeiteten Posen, denen sich alles andere unterzuordnen hat. Der Trainingsplan genießt oberste Priorität und bestimmt den übrigen Tagesablauf, sodass sich die Leidenschaft für den Körper schon bald mit einem Gefühl der Abstumpfung vermischt.

Denis Côté fördert in seinen aufmerksamen Aufnahmen mitunter Groteskes zutage, verpasst damit jedoch die Möglichkeit, uns Zuschauern tatsächlich einen Zugang in die Welt seiner Protagonisten zu gewähren. In A Skin So Soft wirkt alles fremd und reduziert, was es bis zu einem gewissen Grad auch ist. Die bewusst stoischen Aufnahmen drängen die Körper jedoch zu schnell in eine Ecke, wo sie sich ungestört aufbauen können, gleichzeitig aber genauso einschüchternd wie unbeholfen wirken. Die Gemeinschaft, die unter den Bodybuildern besteht, bleibt somit nicht mehr als eine eigenartige, faszinierende, aber irgendwie auch abschreckende Subkultur, die am Ende etwas trostlos und versteinert in der idyllischen (Muskel-)Berglandschaft steht.

A Skin So Soft © Arsenal Institut