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After – Kritik

In einem See kommen sie sich endlich näher, nach all den gescheiterten Versuchen der zärtlichen Berührung. Wenn Tessa (Josephine Langford) und Hardin (Hero Fiennes-Tiffin) nur noch das Wasser zwischen ihnen trennt, lassen sie sich nach einigen Momenten leidenschaftlicher, neugieriger Blicke treiben, bis sie geradezu an­ei­n­an­der­kle­ben. Der Kuss war unvermeidlich, alles hat zu diesem sehnsuchtsvollen Augenblick hingeführt – und trotzdem verbringt die Romanadaption After, die hierzulande den erweiterten Titel After Passion trägt, die meiste Zeit damit, nur von Fast-Berührungen zu erzählen.

Als Grundlage dient After die gleichnamige New Adult Fiction von Anna Todd, die im Jahr 2014 als Fan-Fiction über One Direction-Mitglied Harry Styles ihren Anfang nahm. Erzählt wird eine Liebesgeschichte, die sich hingebungsvoll in romantischen Fantasien verliert, diese aber viel zu selten richtig auslebt. Dass Issa und Hardin füreinander bestimmt sind, wird binnen weniger Minuten deutlich: Es ist eine größere Macht, die sie immer wieder zusammentreibt, selbst wenn sie sich eigentlich aus dem Weg gehen und über die Träume und Lügen des großen Gatsbys stolpern, von den Widersprüchen, die Wuthering Heights und Pride and Prejudice mit sich bringen, ganz zu schweigen.

Wie Magnete bewegen sie sich aufeinander zu und vergessen komplett die Welt um sie herum, was sich ebenfalls auf den Film auswirkt. Alle Ereignisse, die direkt mit Tessa und Hardin verbunden sind, beobachtet Regisseurin Jenny Gage so aufmerksam, dass selbst von der Haut abperlende Wassertropfen zum erhabenen Gemälde stilisiert werden. Die Welt um sie herum existiert dafür nur dann, wenn es darum geht, einen Keil zwischen die Liebenden zu treiben, die sich daraufhin in für sie verwirrenden Situationen wiederfinden. After lässt keinen Konflikt, keine Gefühlslage aus – diese ungefilterten Extreme sind aber durchaus reizvoll. 

Tessas ungeordnete Gefühle stoßen auf eine unwiderstehliche, mitunter aber auch bedrohliche Anziehungskraft, wie sie vor allem von Robert Pattinson als Edward Cullen in der Twilight-Saga geprägt wurde. Kaum war dieser im Sichtfeld der Kamera, konnte niemand mehr seinen Blick abwenden, erst recht nicht die von Kristen Stewart verkörperte Bella. Sobald Edward Cullen aus dem Bild verschwand, setzte dann das Kopfkino ein und spielte verrückt. Das haben auch die Fifty Shades of Grey-Filme mit Dakota Johnson und Jamie Dornan übernommen, während das heimliche Verlangen auch hier vorzugsweise in Form von Fast-Berührungen ausgelebt wurde.

Obwohl alle Figuren in After und erst recht wir Zuschauenden im Kino genau wissen, worauf die Geschichte früher oder später hinauslaufen wird, fesseln die unsicheren Blicke davor am meisten. Sie sind schüchtern, naiv, neugierig – und auf keinen Fall authentisch. Im Gegenteil: After hebt einzelne Gesten dermaßen künstlich hervor, dass die Stilisierung und Abgrenzung vom übrigen Geschehen gleichermaßen irritiert wie fasziniert. Alles wirkt ein bisschen aufgesetzt, konstruiert und asynchron. Die Sehnsucht dahinter kommt dennoch oder gerade deswegen zum Vorschein, inklusive all der Verwirrungen, die eine solche Odyssee mit sich bringt.

After © Constantin Film