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Ariana Grande: Excuse Me, I Love You – Kritik

Ariana Grande ist noch nicht bereit, sich der Welt preiszugeben. Auf Netflix schlägt die Sängerin mit einem Konzertfilm auf, der sich ebenfalls als Behind-the-Scences-Dokumentation versteht. Allzu persönlich fällt der Blick hinter die Kulissen allerdings nicht aus. Jedes Mal, wenn die Kamera zu Grande vordringen will, baut sich ein Wall an Dingen auf, die für Ablenkung sorgen. Mitreißend ist Ariana Grande: Excuse Me, I Love You dennoch. Denn die Londoner Show, die gefilmt wurde, könnte kaum spektakulärer sein.

Im Dezember 2019 endete die Sweetener World Tour, nachdem Ariana Grande mit ihrem Team zehn Monate lang durch die USA und Europa tourte. Ein Jahr später erscheint Excuse Me, I Love You auf Netflix – einer riesigen Streaming-Plattform, die sich in der Vergangenheit schon mehrere Musiker*innen zu eigen gemacht haben, um ihre Musik in alle Welt zu tragen und eine noch unmittelbarere Verbindung zu ihren Fans aufzubauen. Beyoncés Homecoming dürfte das überwältigendste Event dieser Art gewesen sein.

Zuletzt gewährten Blackpink und Shawn Mendes Einblicke in ihre musikalischen Welten. Und dann wäre da natürlich noch Taylor Swift, die bereits vor zwei Jahren mit ihrer Reputation Stadium Tour auf Netflix vertreten war und Anfang des Jahres die intime Dokumentation Miss Americana präsentierte, ehe sie mit Lover und Folklore zu Disney+ wechselte. Swift hat es eindrucksvoll geschafft, ihre Persönlichkeit, ihre Musik und ihre Verbindung mit den Fans durch filmische Werke im Streaming-Bereich zu erweitern.

Ariana Grande hingegen probiert sich mit Excuse Me, I Love You erstmals in diese Richtung aus. Dass ihr Schaffen einen großen filmischen Charakter hat, beweisen regelmäßig ihre aufwendig produzierten Musikvideos. Der Netflix-Film zehrt nun in erster Linie von der unglaublichen Visualität der Sweetener-Shows. Ein mondartiger Leuchtkörper schwebt über der Bühne, deren Arme bis ins Publikum reichen. In den magischsten Momenten dreht sich das gesamte Universum zu Ariana Grandes unglaublicher Stimme.

Zwischen einem Konzertfilm und einem Konzertbesuch existiert zwar immer ein gewisser Graben, doch die Sweetener World Tour funktioniert abseits der großartigen Musik vor allem durch starke Bühnenbildern, die von Konzertprofi Paul Dugdale als lebendigen Kulisse eingefangen wurden. Vereinzelt bewegt sich Ariana Grande mit ihren Tänzer*innen über Tische und ein schickes Auto, am Ende setzen aber gigantische, mit dunklen Violetttönen gefüllte Leinwände die Stimmung: geheimnisvoll, kraftvoll und verführerisch.

Sobald sich Excuse Me, I Love You seinem dokumentarischen Teil zuwendet, der vom Produktionsstudio Story Syndicate erstellt wurde, verliert der Film an Faszination. Die Anekdoten und kurzen Begegnung im Backstage-Bereich kratzen an einer Oberfläche, unter der sich deutlich spannendere Themen verbergen. Angefangen bei der komplexen Bühnenkonstruktion bis hin zu Ariana Grandes ereignisreicher Karriere: Aufwühlende Gefühle finden vorerst nur in Midsommar statt, der über einen Laptop im Flugzeug flimmert.

Selbst an diesem Punkt erzählt Excuse Me, I Love You eine Geschichte – nämlich die perfekter Inszenierung. Alles ist durchgestylt und folgt einer bemerkenswert ausgeprägten Ästhetik, die sich nicht nur durch den Film, sondern durch Grandes gesamte Karriere zieht. Dazwischen versucht die Protagonistin, ihr Tagebuch zu öffnen, persönlicher zu werden und ihre Perspektive spielerisch und humorvoll in das Gezeigte einfließen zu lassen. Ariana Grande hat sich nur noch nicht entschieden, wie viel sie mit der Welt teilen will.

Beitragsbild: Ariana Grande: Excuse Me, I Love You © Netflix

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