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Bliss – Kritik

Greg (Owen Wilson) ist in einer Scheinwelt gefangen. Das verrät ihm die geheimnisvolle Isabel (Salma Hayek), als er seinen Lebensfrust mit Alkohol betäuben will. Gerade eben hat er seinen Job verloren. Seit längerer Zeit lebt er getrennt von seiner Frau und hat sich von seinen Kindern entfremdet. Dass diese graue Welt, die wir in den ersten Minuten von Bliss kennenlernen, nicht echt ist, kommt Greg sehr gelegen.

Der Ausbruch erfolgt in zwei Schritten: Zuerst sind es kleine, gelbe Kristalle, die Greg aus seinem tristen Alltag reißen. Nach Lust und Laune kann er seine Umgebung beeinflussen, als würde er im Gottmodus durch ein Videospiel laufen. Danach lässt er die simulierte Welt zusammen mit Isabel komplett hinter sich und erwacht in einer paradiesischen Realität, in der kein Leid existiert. Es ist zu schön, um wahr zu sein.

Obwohl Regisseur und Drehbuchautor Mike Cahill die beiden Welten des Films visuell eindeutig voneinander trennt, ist fraglich, ob sich Greg fortan wirklich in der Realität wiederfindet. Vielmehr scheint es, sich bei all den traumhaften Sonnenuntergängen am Strand um die Ausformulierung seiner Fantasie zu handeln, die er zuvor nur heimlich auf Papier kritzelte. Gleichzeitig gibt ihm Isabel das Gefühl von etwas Wahrhaftigem.

Was ist Wirklichkeit und was nicht? Trotz der aufwühlenden Fragen, die sich aus der Geschichte ergeben, ist Mike Cahill kaum daran interessiert, die Grenzgänge seiner Figuren filmisch greifbar zu machen. Er erforscht weder die (Schein-)Welten noch die Gründe, die Greg und Isabel zur Flucht bewegen. Bliss wirkt unheimlich schlaff und ideenlos, dabei bringen Owen Wilson und Salma Hayek durchaus Energie mit.

Sie sind bereit, sich in das teils verspielte, teils abgründige Abenteuer zu stürzen und Cahills Gedankenspiel zum Leben zu erwecken. Das Drehbuch gewährt ihnen allerdings wenige Möglichkeiten, um ihren Figuren Tiefe zu verleihen. Das ist schade, denn abseits der offensichtlichen Parallelen zu Science-Fiction-Filmen wie The Matrix und eXistenZ versteckt sich in Bliss ein Drama über Sucht, Abhängigkeit und verlorene Menschen.

Cahill gelingt es nicht, die spannenden Themen mit den Figuren, dem Setting und dem Konzept zu verbinden. Der großartige Film, der Bliss sein könnte, blitzt somit nur in kurzen Momenten durch. Diese Momente sorgen aber durchaus für Gänsehaut: Plötzlich sieht sich Greg selbst, wie er von der Polizei abgeführt wird, ehe später seine Tochter aus der „simulierten“ Welt wie ein Glitch in der „echten“ Welt auftaucht.

Beitragsbild: Bliss © Amazon Prime Video