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Daddy’s Home 2 – Kritik

Zehn Jahre hat es gedauert, bis sich Mel Gibson scheinbar vollständig rehabilitiert hat. Einst aufgrund seiner persönlichen Ausrutscher (die Vorwürfe reichen von Rassismus über Sexismus bis hin zu Antisemitismus) aus Hollywood verbannt, wurde er Anfang dieses Jahres mit seinem ultrabrutalen Kriegsfilm Hacksaw Ridge wieder mit breiten Armen in Empfang genommen und sogar für den Oscar als bester Regisseur nominiert. Nach diversen Hauptrollen in Actionfilmen wie Edge of Darkness, Get the Gringo und Blood Father kehrt er nun auch im Mainstream-Kino vor die Kamera zurück.

Daddy’s Home 2, neben dem ähnlich konzipierten Bad Moms 2 die wohl größte Weihnachtskomödie des Jahres, ist ein Film für die ganze Familie. Im Angesicht der aktuellen Missbrauchsvorwürfe aus der Filmwelt hinterlässt das heitere Beisammensein am Weihnachtsabend jedoch einen unangenehmen Beigeschmack. Denn während Kevin Spacey und Co. die Konsequenzen ihres Handelns zu spüren bekommen, scherzt Mel Gibson als verwegene Vaterfigur mit unangemessenen Sprüchen im Kreis der Familie, als wäre nichts gewesen.

Die Prämisse der Fortsetzung gestaltet sich dabei wie folgt: Nachdem sich die ursprünglich konkurrierenden Väter Brad (Will Ferrell) und Dusty (Mark Wahlberg) inzwischen auf gleicher Augenhöhe als Co-Dads begegnen, stehen anlässlich des baldigen Weihnachtsfests ihre Väter vor der Tür, wie sie kaum gegensätzlicher sein könnten. Während sich Don (John Lithgow) bereits am Flughafen als absoluter Knuddelopa erweist, glänzt Kurt (Mel Gibson) mit seiner zynischen Ader und legt es förmlich darauf an, die Harmonie durcheinanderzubringen, wenn nicht sogar komplett zu zerstören.

Wie schon der erste Teil macht sich Daddy’s Home 2 klassische Rollenbilder und Stereotypen zu eigen und lässt diese später kollidieren. Dass entsprechende Klischees im Verlauf der Handlung entlarvt werden, offenbart sich in diesem Fall allerdings bloß als weiteres Klischee, das einfallslos in die Geschichte integriert wird und am Ende alle Figuren zusammen auf der Bühne singen lässt. Regisseur Sean Anders, der sich erneut mit John Morris zusammengetan hat, um auch das Drehbuch zu schreiben, lässt die gängigsten Mechanismen der Gattung für sich sprechen und hat den allzu vertrauten Abläufen enttäuschend wenig hinzuzufügen.

Daddy’s Home 2 ergötzt sich an den üblichen Versatzstücken maßgeschneiderter Feiertags-Comedys und klappert zusätzlich die aktuellen Trends ab, wenn es um die Integration der Kinder geht. Zeitgemäß wirkt trotzdem keiner der Gags. Stattdessen werden die Witze stets auf Kosten der anderen gemacht, ehe eine denkbar einfache Moral in den finalen Minuten mit vermeintlich ausgleichender Gerechtigkeit dafür sorgt, dass trotz übertrieben inszenierter Schmerzlichkeiten dem Happy End nichts mehr im Wege steht. So bietet Daddy’s Home 2 nur wenige Gründe, um sich wirklich auf die Figuren und ihre aufgesetzten Probleme einzulassen.

Das ewige Aufwiegen von Gegenteilen verkommt derweil zur ermüdenden Disziplin, da die meiste Zeit investiert wird, um altbekannte und direkt aus dem Vorgänger übernommene Nummern mit neuer Figurenkonstellation zu spiegeln. Nicht einmal der motivierte Cast, er sich für keine Blödelei zu gut ist, kann schlussendlich verhindern, dass Daddy’s Home 2 keine begrüßenswerten Entscheidungen trifft, sondern sich blindlings auf sein eintöniges Konzept verlässt und dabei so gleichgültig über die Leinwand flimmert, dass trotz ausgestellter Feierlichkeiten nicht einmal die kolportierte Weihnachtsstimmung aufkommt.

Daddy’s Home 2 © Paramount Pictures