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Emma. – Kritik

Mit bestimmenden Blick bewegt sich Emma (Anya Taylor-Joy) durch die Gänge eines Gewächshauses und wählt die Blumen aus, die von einer Bediensteten für einen Strauß abgeschnitten werden. Trotz aller bewundernswerter Eleganz, die sowohl von den Blumen als auch Emmas Bewegungen ausgeht, könnte der Einstieg in die Jane Austen-Verfilmung Emma. kaum kühler ausfallen. Bewusst spielt Regisseurin Autumn de Wilde mit dem Image der Romanfigur, die von ihrer Schöpferin selbst als die Heldin bezeichnet wurde, die außer ihr wohl keiner ihrer Leser leiden kann.

Emma ist eine hübsche, kluge und wohlhabende junge Frau. So steht es nicht nur bei Jane Austen, sondern auch in Autumn de Wildes Film geschrieben. In den nachfolgenden Minuten erfahren wir nicht nur mehr über ihre Persönlichkeit, sondern auch über die Welt, in der sie sich bewegt. Das England des 19. Jahrhunderts erweist sich als strenger Schauplatz voller Regeln und gesellschaftlicher Konventionen, die unbedingt eingehalten werden müssen, wenn man bei der nächsten Festlichkeit nicht ausgeladen werden will. Diese Strenge übernimmt Autumn de Wilde auch in ihrer Inszenierung.

Die Kamera wählt nie einen unüberlegten Blickwinkel, sondern betrachtet die Figuren und die Räume, in denen sie sich befinden, stets mit messerscharfer Präzision. Das passt perfekt zu Emmas Auftreten, das mitunter erschreckend kühl und fies sein kann. Schlussendlich versteckt sich hinter der Fassade aber eine junge Frau, die versucht, ihren eigenen Weg in dieser komplett vorgeplanten Welt fremder Erwartungen zu finden. Am wohlsten fühlt sie sich in der Position, die zwischen anderen Parteien vermittelt. Obwohl Emma vorzugsweise im Mittelpunkt steht, achtet sie sorgfältig darauf, dass sie nie zum Mittelpunkt der Gespräche anderer wird.

So türmen sich schon bald tragische Geheimnisse und unterdrückte Gefühle, die ein Unglück nach dem anderen beschwören, bis Emma mit ihren eigenen Schwächen konfrontiert wird und zum ersten Mal wirklich auf ihr Herz hören muss, anstelle sich von einem verzerrten Denken leiten zu lassen, das vor allem darauf ausgelegt ist, einem unerreichbaren, von anderen Menschen geformten Ideal zu entsprechen. Manchmal ist diese Emma arrogant, manchmal aber auch unerwartet einfühlsam und verletzlich, besonders dann, wenn sie ihre Fehler zu spät bemerkt. In diesen Momenten beobachtet Autumn de Wilde jede Regung in ihrem Gesicht.

Anya Taylor-Joy wurde geboren, um mit punktgenauer Mimik und Gestik in einer Jane Austen-Verfilmung mitzuspielen. Emma. bietet ihr eine großartige Bühne, zumal der gesamte Film auf ihr Spiel abgestimmt ist. Selbst die Musik scheint mit kleinen Bewegungen und Pointen auf jedes Wort zu reagieren, das ihren Mund verlässt. Das Ergebnis ist ein vergnüglicher Ritt, der viel begeistert, allerdings die gesamte Laufzeit über im gleichen Modus operiert und sich dadurch nicht immer so frisch anfühlt, wie er sollte. Autumn de Wilde findet in Janes Austens Roman zwar viele zeitgemäße Impulse, stapelt diese vor bemerkenswert ausgestatteter Kulisse aber oft nur aufeinander.

Emma. © Universal Pictures