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Goldman v Silverman – Kritik

Gemeinsam mit Adam Sandler konnten Josh und Benny Safdie ihren bisher größten Erfolg feiern: Uncut Gems. Bei den diesjährigen Oscar-Nominierungen wurde der in New Yorks Diamantenviertel angesiedelte Thriller zwar gnadenlos übergangen, die Begeisterungsstürme reißen trotzdem nicht ab. Ende Januar wird Uncut Gems international auf Netflix ausgerollt, nachdem er in den USA bereits im Dezember die große Leinwand eroberte. Nun haben die Safdie-Brüder eine weitere Kollaboration mit Adam Sandler veröffentlicht. Es handelt sich um den knapp siebenminütigen Kurzfilm Goldman v Silverman, der ebenfalls in die Straßen von New York entführt.

Dieses Mal verschlägt es Adam Sandler allerdings nicht in die Welt der ungeschliffenen Diamanten, sondern mitten ins pulsierende Herz von Manhattan, dem Times Square. Während unzählige Touristen Fotos von dem lichtdurchfluteten Ort schießen, versucht sich Rod Goldman (Adam Sandler), verkleidet als goldene Roboterstatue, etwas dazuzuverdienen. Doch dann taucht inmitten der Menschenmenge der fiese Al Silverman (Benny Safdie) auf, macht sich über seinen Kollegen lustig und belagert den begehrten Spot. Was folgt, ist eine passiv-aggressive Auseinandersetzung, die schließlich aus dem Ruder läuft, ehe beide Männer wieder ihre getrennten Wege gehen.

Keine große Pointe steht am Ende des Konflikts, der in zwei denkbar nüchternen, dafür umso niederschmetternden Schlussszenen aufgelöst wird. Eben noch waren Goldman und Silverman maskiert und erstaunten die Menschen mit ihren Darbietungen, da blicken sie – nun getrennt voneinander – in den Spiegel. Die Schminke verschwindet und Einsamkeit kommt zum Vorschein. Sehr schön spielen Josh und Benny Safdie mit dem Zwiespalt, der sich im Hinblick auf die inszenierte Fassade und den Kern, der sich dahinter verbirgt, offenbart. Am spannendsten gestaltet sich somit der Moment, wenn einer der beiden Künstler seine Performance durchbricht, um eine klare Ansage zu machen.

Die Aggressionen, die sich hinter dem vermeintlich freundlichen Lächeln verbergen, sind geradezu unheimlich. Unsichtbar für die meisten Passanten, die dem außer Kontrolle geratenen Schauspiel kaum Aufmerksamkeit schenken, finden hier aufwühlende Grenzüberschreitungen statt – und das ausgerechnet an einem Ort, der sich ständig in Bewegung befindet. Die Safdies beobachten dabei einen faszinierenden Kontrast: Sekündlich ändert der Times Square sein Erscheinungsbild, angefangen bei Fußgängern, die eine Kreuzung überqueren, bis hin zu den überlebensgroßen Werbetafeln, die beständig ihre Farben und Botschaften ändern. Alles ist möglich, alles ist im Fluss.

Und trotzdem ist da diese goldene Statue, die auf einem kleinen Podest steht, vielleicht will sie nur träumen, vielleicht auch nur trotzen. Minimal ragt Goldman aus der Masse heraus, aber es genügt, damit vereinzelte Menschen bei seinem Anblick aus dem unermüdlichen Bewegungsstrom herausgerissen werden. Für die einen eine Alltagsflucht, für die anderen eine Masche: Es ist wirklich bemerkenswert, wie viele feine Nuancen die Safdies, die im Rahmen des Kurzfilms Solid Gold schon einmal die Idee einer goldenen Statue in der Großstadt verfolgten, in dieser kleinen Szene entdecken. Eine traurige New York-Beobachtung voller Einsamkeit und Lichter.

Goldman v Silverman © Elara Pictures, Inc.