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Hustlers – Kritik

Nach 2008 ging alles den Bach runter, resümiert Destiny (Constance Wu), als sie nach einem Wendepunkt in ihrem Leben sucht. Zuvor war sie auf der Suche nach Unabhängigkeit nach New York gekommen. Die unerwartete Freundschaft mit Stripperin Ramona (Jennifer Lopez) öffnete ihr ungeahnte Türen. Während sich die Anzugsträger der Wall Street nach Feierabend in den Stripclubs der Stadt vergnügten, verdienten Destiny und Ramona ein Vermögen. Doch die Finanzkrise erschütterte nicht nur die globalen Märkte, sondern ebenfalls das lokale Geschäft: Keiner der Männer war mehr bereit, sein Geld zu verpulvern, sodass die Frauen kreativ werden und Grenzen überschreiten mussten.

Rauschhaft erzählt Hustlers eine wahre Geschichte voller Höhenflüge und Niederlagen, als würden die besten Elemente aus The Bling Ring und The Wolf of Wall Street in einem unvergesslichen New York-Trip verschmelzen. Basierend auf dem New York Magazin-Artikel The Hustlers at Score von Jessica Pressler hat Regisseurin und Drehbuchautorin Lorene Scafaria eine der größten Überraschungen des Kinojahres geschaffen. Hustlers begeistert mit einem fantastischen Ensemble und der unglaublichen Energie von Neonlichtern in der Großstadt, während Britney Spears und Frédéric Chopin auf der Tanzfläche abwechselnd Ekstase und Eleganz zelebrieren.

Schon im Rahmen ihres Regiedebüts, Seeking a Friend for the End of the World, bewies Lorene Scafaria ein bemerkenswertes Gespür, vertraute Geschichten aus erfrischenden Perspektiven zu erkunden. Nachdem sie Apokalypse und Romcom in einem liebenswerten Abenteuer mit Keira Knightley und Steve Carell zusammenführte, besitzt Hustlers die Durchschlagkraft eines Mafiaepos von Martin Scorsese und die Coolness der Ocean’s-Filme von Steven Soderbergh. Gekonnt stellt Loren Scafaria zuerst die Gesetze und Prozesse der Hustlers-Welt vor, bevor sie sich danach von den routinierten Kamerafahrten durch Nachtclubs verabschiedet und die Figuren in den Vordergrund rückt.

Hustlers gelingt damit ein aufregender Spagat: Einerseits fängt der Film zahlreiche Entwicklungen der vergangenen Dekade ein. Die Macht des Geldes wird demonstriert, Geschlechterrollen diskutiert und ein gesellschaftliches Gefälle ausfindig gemacht: Niemand, der nach den Regeln spielt, gewinnt. Der Betrug an der Wall Street geht im Stripclub weiter, bis der Amerikanische Traum einer gewaltigen, leeren Blase gleicht, die jeden Augenblick zu platzen droht. Das Grundgerüst von Hustlers gestaltet sich dementsprechend als Dokumentation von Aufstieg und Fall zweier Frauen, die das System durchschaut haben. Fortan werden alle Schlupflöcher genutzt, die sich im pulsierenden New York finden lassen.

Gewisse dramaturgische Konventionen lassen sich dabei nicht umschiffen. Hustlers ist allerdings keine beliebige Variation bekannter Themen, im Gegenteil: Lorene Scafarias kluges Drehbuch findet zwischen den wilden Passagen immer wieder berührende Momente, die Einblick in die Zerrissenheit der Figuren ermöglichen, obwohl diese in erster Linie damit beschäftigt sind, ihre ausgeklügelte Maskerade aufrechtzuerhalten. Nur verkleidet gelangen sie an ihr Ziel. Umso beeindruckender ist es, wenn sich Destiny und Ramona direkt in die Augen blicken. Gegenseitig befeuern sie sich zwar bei der Erstellung ihres Regelwerks. Die wahre Prüfung erfolgt aber erst darin, wenn sie ihre Handlungen hinterfragen müssen.

In einer Welt, in der Grenzüberschreitungen den Erfolg bestimmen, stellt sich früher oder später zwangsläufig die Frage, welche Konsequenzen man aus seinen eigenen Erfahrungen zieht. Am Ende erklärt Ramona die ganze Welt zu einem Stripclub, in dem nur zwei Arten von Menschen existieren, nämlich diejenigen, die mit Geld um sich werfen, und diejenigen, die an der Stange tanzen. Im Film selbst lassen sich diese Grenzen nicht so eindeutig ausmachen. Stattdessen verschwimmen sie, während wir Zeugen eines ständigen Rollenwechsels werden. Destiny und Ramona stehen genauso oft auf der Bühne wie sie im Publikum sitzen, sich ermächtigen und gleichzeitig wieder gedemütigt werden.

Wie komplex Hustlers in der Zeichnung seiner Figuren und der Welt, in der sie leben, wirklich ist, zeigt sich erst, wenn die Figuren an den Punkt gelangen, an dem sich ihre Wege trennen. Wie sich herausstellt kann das gemeinsame Ziel nie erreicht werden, weil es in seiner vermeintlichen Vollkommenheit gar nicht existiert. Feine Nuancen schreiben die Geschichte von Jessica Presslers zugrundeliegenden New York Magazin-Artikel. Lorene Scafarias übertragt diese nun in einem mitreißenden Film auf die große Leinwand. Dieser Film spricht die Sprache des Zeitgeists und der Menschlichkeit – und trumpft obendrein mit einer umwerfenden Jennifer Lopez auf, die seit Out of Sight nicht besser war.

Hustlers © Universum Film

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