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Loro – Kritik

Ein Biopic in zwei Aken: Loro erzählt die Geschichte von Silvio Berlusconi, seines Zeichens viermaliger Regierungschef Italiens und einer der einflussreichsten Männer des Landes. Nun widmet sich Paolo Sorrentino nach dem Erfolg der vollständig von ihm inszenierten Serie The Young Pope dem Leben des umstrittenen Politikers, der das Amt des Ministerpräsidenten in erster Linie als Geschäftsmann verstand. Während der Film in seinem Entstehungsland den zwei Akten entsprechend in zwei Teilen in die Kinos kam, erscheint Loro international in einer rund zweieinhalbstündigen Fassung, die etwa eine Stunde des ursprünglichen Materials einspart. Herausgekommen ist ein Satire mit dem Hang zur Verschwendung – und das zählt nicht nur für den Protagonisten, sondern auch für Sorrentino als Regisseur, der nur die Hülle des Mächtigen zu fassen vermag.

Bereits im Rahmen von Il Divo widmete sich Paolo Sorrentino dem Leben eines italienischen Politikers, das er aus satirischem Blickwinkel verfolgt. Giulio Andreotti war der Mittelpunkt des Films, verkörpert von Toni Servillo, der sich auch dieses Mal wieder hinter einer bemerkenswerten Maske versteckt, um ein prägendes Kapitel der Geschichte Italiens lebendig werden zu lassen. Servillo verwandelt Berlusconi in einen Verführer, der alleine mit seiner Präsenz den Raum zum Schweigen bringt und dafür sorgt, dass die versammelte Gesellschaft nicht genug von ihm bekommen kann. Die Verführten sind dem Star unterlegen, genauso wie Paolo Sorrentino, der sich nicht von seinem observierten Objekt entfernen kann, sondern geradezu in dessen Bann gezogen wird. Ohne sich zu wehren folgt er dem zerstörerischen Magnet, ohne je den Menschen hinter der Fassade zu erfassen.

Loro ist ein Zeugnis von Exzess und lässt die Poesie, Eleganz und Menschlichkeit vermissen, die sich bisher wie ein roter Faden durch Paolo Sorrentinos Schaffen gezogen haben. Zwar blitzen sie manchmal auf, diese meisterlichen Momente, die Filme wie La Grande Bellezza in eine geheimnisvolle wie faszinierende Reise durch die Straßen Roms verwandelt haben, doch die meiste Zeit über driftet Loro verloren durch enttäuschende Leere. Nicht einmal im Grotesken findet der Film zu sich. Stattdessen gestaltet sich das Biopic als mühsame Erzählung von Mythen und Legenden, die den Überfluss an leicht bekleideten Frauen im Pool und frisch gedruckten Geldscheinen in der Tasche gar nicht genug betonen können. Den Reichtum zelebriert Loro mit begeisterter Geste, schlussendlich hat aber keiner der ineinander übergehenden Handlungsstränge etwas Bedeutendes, Erkenntnisreiches zu sagen.

Paolo Sorrentino entdeckt keine überzeugende Form, um seinem Film das Gewicht eines Epos zu verleihen, wie er es verbissen zu schaffen versucht. Am Ende reiht sich nur eine ausgehöhlte Szene an die andere, bis selbst die Verführten der Machenschaften des Unternehmers müde sind, der immer hungrig ist und niemals schläft. Das Resultat ist eine kräftezehrende Dauerparty, bei der sogar ein armes Schaf zusammenklappt. Diese kurzen surrealistischen Einschübe stellen in Aussicht, was für ein Film Loro hätte werden können, wenn Paolo Sorrentino den Oberflächen eine Absage erteilt und stattdessen den Abgrund zwischen den Zeilen zum Vorschein gebracht hätte. Loro hinterlässt ein gleichgültiges Gefühl, obwohl er zweieinhalb Stunden lang von Dingen erzählt, die ein filmisches Feuerwerk hätten entfachen können, anstelle sich verkatert durch die knallende Sonne zu schleppen.

Loro © DCM