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Mank – Kritik

Was ist die Magie des Kinos? Wenn es nach Filmproduzent und Studioboss Louis B. Mayer (Arliss Howard) geht, handelt es sich vor allem um eine brillante Geschäftsidee. „This is a business where the buyer gets nothing for his money but a memory“, verrät er stolz, wenn er über das Gelände von Metro-Goldwyn-Mayer marschiert. „What he bought still belongs to the man who sold it.“ Die Regeln des Hollywoods der 1930er Jahre sind schnell erklärt, doch David Fincher will sich damit nicht zufrieden geben.

In Mank, seinem ersten Film seit sechs Jahren, taucht er in eine spannende Ära des Studiosystems ein und erforscht die Beziehung zwischen den kreativen und den geldgebenden Kräften, die das Geschehen der Traumfabrik bestimmen. King Kong hat gerade das Empire State Building erobert. Trotzdem lassen sich nicht alle Ideen verkaufen, wie Drehbuchautor Herman J. Mankiewicz (Gary Oldman) erfahren muss. Sein neustes Werk sei zu kompliziert, um beim breiten Publikum durchzuschlagen.

Für den aufstrebenden Schauspieler und Regisseur Orson Welles (Tom Burke) arbeitet er unter höchstem Zeitdruck um den Film auf Papier zu bringen, der als einer der besten in die Filmgeschichte eingehen soll: Citizen Kane. Mankiewicz kämpft darüber hinaus mit den Folgen eines Autounfalls und seinem Alkoholproblem, ganz zu schweigen von den ungebetenen Gästen, die ihn an seinem Krankenbett besuchen und ihn über seine Arbeit belehren. Die Flucht gelingt ihm nur durch Rückblenden in die Vergangenheit.

Mit diesem Blick in die Vergangenheit seines Protagonisten spiegelt David Fincher die Struktur von Citizen Kane. Ähnlich wie die Suche nach dem wahren Charles Foster Kane lernen wir Herman J. Mankiewicz durch verschiedene Begegnungen kennen, vorzugsweise an Filmsets und anderweitigen Hollywood-Schauplätzen. Mankiewicz steht für das eigenwillige Individuum, das sich gegen das System stellt und keinen unbequemen Gedanken für sich behält. Das rhetorische Geschick ist stets auf seiner Seite.

Mankiewicz provoziert, wo er kann. Der Überdruss, den er gegenüber der Traumfabrik empfindet, quillt aus all seinen Poren. Es ist allerdings kein Überdruss, der ihn zum Helden oder gar zum Revolutionär werden lässt. Stattdessen entfaltet er sich mit lähmender Wirkung. Mankiewicz verwandelt sich in eine tragische Figur. Zynische und verbitterte Töne breiten sich damit einhergehend in Finchers Film aus, der auf einem Drehbuch seines 2003 verstorbenen Vaters, Jack Fincher, basiert.

Hollywood als desillusionierender Ort: Für einen Moment wirkt es, als würde Louis B. Mayer recht behalten. Das Kino ist nur eine Geschäftsidee. David Fincher, der bei der Entstehung von Alien³ selbst mit einem großen Studio kollidierte, schlägt sich jedoch eindeutig auf die Seite der Künstler*innen. Der Erfolg eines Films ist nicht mit den Box-Office-Zahlen am ersten Wochenende entschieden. Komplizierter wird die Situation, wenn der Kampf um die Autorenschaft von Citizen Kane entbrennt.

Mank steuert unaufhaltsam auf den Konflikt zwischen Mankiewicz und Welles zu, doch für den großen Paukenschlag fehlt es an Überzeugungskraft. Unerwartet teilnahmslos bewegt sich Fincher auf einmal durch dieses alte Hollywood, das er zuvor hingebungsvoll und detailverliebt zu neuem Leben erweckt hat. Die wirklich berührenden Momente werden heimlich am Rand versteckt, etwa in den Szenen mit Marion Davies (Amanda Seyfried) und Rita Alexander (Lily Collins), die das Herz des Films offenlegt.

Beitragsbild: Mank © Netflix