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My Son, My Son, What Have Ye Done – Kritik

„Why is the whole world staring at me?“, brüllt Brad Macallam (Michael Shannon) in seiner Verzweiflung und Ernst Reijsegers Kompositionen untermauern den Urschrei, der aus seinem Inneren dringt. Erneut schleudert Brad die Worte in die Welt, bis er nur noch hauchen und flüstern kann. Erhört wird er allerdings von keiner Menschenseele. Das Bild gefriert und die Zeit bleibt stehen, sodass den Blicken der Außenstehenden nichts anderes übrig bleibt, als zu starren.

Trotzdem können sie den reisenden Bach vor ihren eigenen Augen nicht sehen. Mit erhobenen Händen nähert sich Detective Havenhurst (Willem Dafoe) dem Haus des Wahnsinnigen. Als würde sich in diesem Augenblick eine unsichtbare Wand vor ihm aufbauen, gelangt er keinen Schritt weiter. Allgemein scheint keine der Figuren in My Son, My Son, What Have Ye Done dazu in der Lage zu sein, sich jener unberechenbaren Persönlichkeit zu nähern, die aller Wahrscheinlichkeit nach die eigene Mutter ermordet hat.

Lediglich eine Pizza schafft des mitsamt Karton durch einen kleinen Schlitz unter dem Garagentor. Bevor aber die vier SWAT-Teams das Haus stürmen, tritt Brad lieber freiwillig vor die Tür und lässt sich in Handschellen abführen. Endlich entkommen und trotzdem nimmt der Albtraum kein Ende: Vielleicht liegt es gerade am Zusammenspiel von Werner Herzogs Regie und David Lynchs Präsenz als Produzent, dass sich der Film dermaßen hoffnungslos in der suburbanen Hölle San Diegos verliert.

Selbst wenn die Sonne ungehemmt auf die Straßen knallen würde, kein einziger Sonnenstrahl hätte auch nur die Chance, tatsächlich den Asphalt zu berühren. Verdorben und böse sind die finsteren Gestalten, die sich in My Son, My Son, What Have Ye Done herumtreiben, und, ja, auch ein bisschen Surrealismus hat seinen Weg in das Werk gefunden, der zwischen all der Ekstase für verstörende Momente sorgt.

My Son, My Son, What Have Ye Done © Kinowelt/Arthaus