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Personal Shopper – Kritik

Nach dem großartigen The Clouds of Sils Maria schließt sich Kristen Stewart im Zuge des außergewöhnlichen Geisterfilms Personal Shopper erneut mit Olivier Assayas zusammen. Zwischen Horror und Drama entfaltet sich eine unheimliche Geschichte, die der Schauspielerin eine unglaubliche Bühne bietet, um mit feinen Nuancen eine zerbrechliche Figur zu formen.

Personal Shopper folgt jedoch keineswegs den Mechanismen eines traditionellen Horrorfilms, sondern variiert und verzerrt bekannte Genre-Elemente. Assayas legt dabei einen besonderen Fokus auf die verborgenen Konflikte der Hauptfigur, die sich als sogenannter Personal Shopper – also als Einkaufsberaterin für Modefragen – ihren Weg durch Paris bahnt.

Die Fashion-Metropole erstrahlt nicht im Blitzlichtgewitter. Stattdessen teilt Assayas unaufgeregte und geheimnisvolle Bilder, die Paris genauso trostlos wie wunderschön aussehen lassen. Personal Shopper unterläuft Erwartungen, vereint Gegensätze und findet viele alternative Blickwinkel für ansonsten sehr vertraute Dinge – es ist einer der faszinierendsten Aspekte des Films.

Und dann tauchen die Geister auf. In der Dunkelheit können wir sie nur erahnen, aber nicht erkennen. Die von Kristen Stewart verkörperte Maureen ist allerdings dermaßen überzeugt von Präsenz der Geister, dass es unmöglich ist, zu behaupten, Assayas‘ filmische Räume wären leer. Alles, was wir in Personal Shopper nicht direkt erkennen können, spiegelt sich in Stewarts Gesicht.

Der Film erzählt vom Leben und vom Tod, von verborgenen Traumata und düsteren Geheimnissen, von Hoffnungen und Sehnsüchten – und das alles im Kontrast zum Materialistischen. Dazu kommen unerwartete Grenzüberschreitungen, die schließlich in einem Austausch von kurzen Textnachrichten auf einem Smartphone kulminieren. Assayas verblüfft nach wie vor seiner unvergleichlichen Filmsprache.

Am wertvollsten in diesem Film ist jedoch Kristen Stewart, die sich als Projektionsfläche für das Unausgesprochene erweist. Sie saugt sämtliche Eindrücke dieser rätselhaften Welt auf und stößt sie im gleichen Moment wieder ab. Unnahbar und verschlüsselt: Am Ende stellt sich ihre Maureen in der stärksten Einstellung des Films ohne jegliche Rüstung der Kamera. Alles, was in Personal Shopper passiert, findet in Kristen Stewarts Gesicht statt.

Beitragsbild: Personal Shopper © Weltkino Filmverleih