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Pretend It’s a City – Kritik

Anfang des Jahres ist Martin Scorsese mit einer neuen Doku-Serie auf Netflix aufgeschlagen. In Pretend It’s a City folgt er über den Verlauf von sieben Episoden einer der New York-Ikonen schlechthin: Fran Lebowitz. Ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen kommentiert die US-amerikanische Schriftstellerin das alltägliche Treiben in der Metropole, in der sie ihr gesamtes Erwachsenenleben verbracht hat. Ihre Beobachtungen sind pointiert erzählt, klammern sich aber auch an eine ganz bestimmte Vorstellung davon, was New York als Metropole ausmacht oder ausmachen sollte.

Viele Bilder, die Lebowitz in ihrem Reden zeichnet, wirken erfrischend, ehrlich und lebendig. Ab und zu passiert es jedoch, dass die Anekdoten nicht funktionieren, weil Lebowitz inzwischen aus einer sehr privilegierten Position spricht. Sie kann sich das exklusive, aus der Zeit gefallene New York-Leben leisten, dessen Verschwinden sie mahnend verurteilt. In diesen Momenten ist Scorsese ihr wichtigster Verbündeter, denn das Schönste an Pretend It’s a City ist, wenn er lacht. Scorsese sitzt als Fan neben Lebowitz und amüsiert sich mehr als alle anderen in den aufgezeichneten Shows über ihre Geschichten.

Durch Scorsese kommt der unheimliche Unterhaltungswert zum Vorschein, den Lebowitz dank ihrer sorgfältig kultivierte Persönlichkeit mitbringt. Wenn Lebowitz redet, klebt Scorsese an ihren Lippen und vergisst seine Funktion als Moderator komplett. Es ist ein hinreißendes Vergnügen, diese Dynamik zu beobachten. Ein tolles Team sind die beiden besonders dann, wenn sie durch stille Orte der Großstadt schleichen, die in wundervollen Aufnahmen zum Leben erwacht. Pretend It’s a City ist aber nicht nur eine Liebeserklärung an Fran Lebowitz, sondern auch an New York.

Ellen Kura, die bereits an der Scorsese-Lebowitz-Kollaboration Public Speaking beteiligt war, fängt mit ihrer Kamera sowohl den Trubel als auch die unscheinbaren Augenblicke auf der Straße ein. Zwischen all den Menschen, den Häusern und Lichtern versteckt sich etwas Magisches und Sehnsuchtsvolles tief im Herzen von Pretend It’s a City. Obwohl die Serie als „Dokumentation“ gelabelt ist, gleicht sie in ihren besten Momenten vielmehr einem Märchen. Besonders in Zeiten wie diesen offenbart sich Pretend It’s a City als schöne Gelegenheit für einen Spaziergang durch New York.

Beitragsbild: Pretend It’s a City © Netflix