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Rampage – Kritik

Nachdem er zuletzt mit seiner Jumanji-Crew sämtliche Box-Office-Erwartungen übertroffen hat, stürmt Blockbuster-Koloss Dwayne Johnson erneut durch die Welt eines Videospiels, dieses Mal in Form von Rampage, einer Adaption des gleichnamigen Arcade-Klassikers aus den 1980er Jahren. Ironischerweise gibt dieser denkbar wenig auf einen menschlichen Helden, der unter Einsatz seines Lebens den Tag rettet. Stattdessen können die Spieler zwischen drei gigantischen Kreaturen wählen und schließlich in 766 Leveln diverse Großstädte in Schutt und Asche legen. Eine einfache Prämisse, der Regisseur Brad Peyton gemeinsam mit seinem vierköpfigen Autorenteam zusätzliche erzählerische Facetten abgewinnen will. Schlussendlich bleibt das Action-Spektakel jedoch in seinen rudimentärsten Entwürfen stecken und versagt gänzlich daran, die so prominent ausgestellte menschliche Perspektive überzeugend einzunehmen.

Bereits im Opening wird der Wert des Menschen in aller Offenheit verhandelt. Bevor sich die Raumstation Athena-1 aufgrund eines außer Kontrolle geratenen Experiments gänzlich in Flammen auflöst, muss die einzig überlebenden Wissenschaftlerin die Ergebnisse ihrer Untersuchungen retten, ehe ihr der Eintritt in die Erdatmosphäre gewährt wird. Hinter der fragwürdigen Operation steckt der zwielichtige Konzern Energyne, der vorzugsweise in Gentechnologie  investiert und somit binnen weniger Augenblicke als das große Böse im Hintergrund etabliert wird, während sich der Held der Geschichte auf dem Boden der Tatsachen bewegt. Sprichwörtlich bahnt sich Primatenforscher Davis Okoye (Dwayne Johnson) seinen Weg durch die unberührte Natur – oder zumindest einem Reservat in San Diego, das in seinen grünen Farben für all die paradiesischen Zustände steht, die Energyne in sterilen Laboren zu imitieren, verändern und zerstören versucht.

Als radikaler Gegenentwurf zu Reagenzgläsern und einem kühlen CEO wie Claire Wyden (Malin Akerman) pflegt Davis eine außergewöhnliche Beziehung mit einem Silberrücken-Gorilla, den er liebevoll George nennt und vermutlich stets einem Date mit einem anderen Menschen vorziehen würde. Mit beruhigenden Worten und Gesten nähert er sich seinem Gegenüber an, ehe ein Dialog aus Gebärden entsteht, der zumindest für den Moment das zerbrechliche Verhältnis zwischen Mensch und Tier bemerkenswert in einen größeren Kontext setzt. Leider währt dieser Moment keine Ewigkeit, sondern erweist sich geradezu als Rarität im folgenden Geschehen, das den Fokus auf die leeren Zwischenräume des Krawalls legt. Gestaltet sich Rampage für den Bruchteil einer Sekunde als behutsame Annäherung aus Rise of the Planet of the Apes und Jurassic Park geht Brad Peyton wenige Minuten später das Gespür für die Bestien seines Films komplett verloren, ebenso für den Einsatz einer eigendynamischen Kraft wie Dwayne Johnson

Sobald eine gefährliche Substanz freigesetzt wird und dafür sorgt, dass sich Gorilla George sowie ein Wolf und ein Krokodil in riesige Monster verwandeln, die am liebsten Teil eines Godzilla-Films wären, vorerst aber alleine in Chicago wüten müssen, verliert Rampage zunehmend an Faszination. Plötzlich dominiert die Zerstörung in einem dermaßen uninspirierten Ausmaße, dass es zur Qual wird, dem vermeintlich wilden Treiben auf der Leinwand zu folgen. Wie schon in San Andreas, den Brad Payton zuvor mit Dwayne Johnson als muskulösen, unbesiegbaren Lebensretter umgesetzt hat, frönt die Kamera in Rampage ab einem gewissen Zeitpunkt lediglich Rauchschwaden und den Bildern von einstürzenden Gebäuden, die sich schamlos einer 9/11-Ästhetik bedienen, ohne die Bedeutung dermaßen schockierender Aufnahmen zu reflektieren, geschweige denn zu verstehen. Stattdessen klirren die Scherben und schon bald hüllt sich ein staubiger Mantel aus Schutt und Asche um die Skyline von Chicago – oder zumindest dem Rest der übrig bleibt.

Ein Rausch an vernichtenden Eindrücken ist dieser aufgeblasene Katastrophenfilm trotzdem nicht. Im Gegenteil: Brad Payton schafft kein Gefühl für die Umgebung, bewegt sich hauptsächlich in unausgegorenen Set pieces und versagt daran, seinen Figuren – egal, ob Menschen oder Monstern – ein Profil zu ermöglichen, das sie über einen praktischen Verwendungszweck in einem frustrierend lieblos verknüpften Drehbuch erhebt. Rampage klotzt mit der Größe einer Tagline, die sich wahrlich auf ein „Big Meets Bigger“ reduzieren lässt und darauf hofft, dass die Magie der bewegten Bilder den Rest erledigt. Doch diese Magie der bewegten Bilder, die seit Anbeginn des Kinos auch mit der Erscheinung von etwas Ungeheurem verbunden ist, bedarf ausgefeilter Kompositionen, etwa um jene unermüdlich behauptete Größenverhältnisse zu schaffen, die anschließend für eine gewisse Dramaturgie sorgen könnten. Rampage wehrt sich aber förmlich gegen ein solches Feingefühl und bleibt stumpf in jeder Hinsicht.

Rampage © Warner Bros.