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Raya and the Last Dragon – Kritik

Mit Raya and the Last Dragon trifft der erste originäre Animationsfilm aus dem Hause Disney seit dem vor sechs Jahren erschienen Moana ein. Damals präsentierte das Studio ein aufregendes Abenteuer, das sich auf die polynesischen Legenden um den Halbgott Māui stützte. Raya and the Last Dragon wählt die südostasiatischen Kultur als Hintergrund für seine Geschichte und entführt in eine liebevoll gestaltete Fantasiewelt, in der Menschen und Drachen in Harmonie miteinander leben.

Schnell wird jedoch klar, dass diese Harmonie der Vergangenheit angehört. So traumhaft das Land Kumandra wirkt: Sobald Raya and the Last Dragon in die Gegenwart springt, offenbart sich ein Bild der Zerstörung. Die Drachen sind tot. Sie haben sich im Kampf gegen die bösen Druun für die Menschheit geopfert. Doch anstelle dieses Opfer zu würdigen, haben sich die Menschen in verfeindete Gruppen aufgespaltet. Jetzt klammern sie sich an einen alten Artefakt, der Macht und Einfluss verspricht.

Selbst über Generationen hinweg scheint die Versöhnung unmöglich. Auch Raya (Kelly Marie Tran), die anfangs hoffnungsvolle und neugierige Heldin, muss diese schmerzliche Erfahrung machen, als sie von einer Freundin hintergangen wird. Als misstrauische Kriegerin versucht sie fortan, die Welt im Alleingang zu retten. Entgegen der Farbenpracht, mit der Raya and the Last Dragon auftrumpft, verstecken sich tief im Herzen des Films Enttäuschung und ein bitter, alles verzehrender Schmerz.

Wenn Raya auf den Spuren von Indiana Jones und Lara Croft in gut bewachte Schatzkammern und Festungen eindringt, versprüht der Film dennoch eine große Abenteuerlust. In Raya and the Last Dragon wird viel geschlichen und geklettert, ehe es zu Kämpfen und Fluchtbewegungen kommt. Ruhige Passagen wechseln sich mit aufbrausenden ab, allerdings deutlich weniger dynamisch, als es das Regie-Duo Don Hall und Carlos López Estrada in seiner ereignisreichen Inszenierung beabsichtigt.

Die einzelnen Stationen werden viel zu zügig abgehackt, sodass die detailreiche Gestaltung der einzelnen Set Pieces kaum zum Ausdruck kommt. Raya and the Last Dragon ist ein Abenteuer im Schnelldurchlauf, also ein Abenteuer ohne Gefühl für die herausfordernden und prüfenden Momente, die neue Perspektiven schaffen und dadurch Veränderung ermöglichen. Die Wandlungen, die Raya und ihre Weggefährt*innen durchlaufen, sind selten emotional befriedigend, sondern wirken meist nur exemplarisch.

Raya and the Last Dragon fühlt sich wie eine der perfekt konstruierten Fallen an, denen seine Protagonistin im Verlauf der Handlung mit viel Geschick und Einfallsreichtum zu entkommen versucht. Ein Zahnrad greift in das andere, dazwischen existiert wenig Fantasie und Raum zur Entfaltung. Der Film lässt seine fantastisch Welt nie für sich selbst sprechen. Das ist schade, denn in Raya and the Last Dragon schlummert eine hoffnungsvolle Geschichte, über Selbstbestimmung und das Überwinden von Vorurteilen.

Beitragsbild: Raya and the Last Dragon © Walt Disney Pictures