Im fünften Kapitel von The Book of Boba Fett meldet sich Din Djarin (Pedro Pascal), der wortkarge Protagonist aus The Mandalorian, im Star Wars-Universum zurück, bevor sein eigenes Abenteuer auf Disney+ weitergeht. Nach der unausgegorenen ersten Staffelhälfte ist die Rückkehr, die sich mit einem Pfeifen in den letzten Sekunden von The Gathering Storm angekündigt hat, mehr als willkommen. Als Kurskorrektur funktioniert sie allerdings nur bedingt. Vielmehr fühlt sich die Episode so an, als wäre sie direkt der dritten Mando-Staffel entsprungen. Von Boba Fett (Temuera Morrison) fehlt jegliche Spur.
Return of the Mandalorian klammert den eigentlichen Helden der Geschichte komplett aus. Der Fokus liegt auf Din, der am Rand der Galaxis seiner Profession als Kopfgeldjäger nachgeht. Gleich in der ersten Szene prügelt er sich mit dem Darksaber durch die trostlosen Räume einer Fleischerei. Jegliche Freude scheint aus seinem Leben verschwunden. Ein düsterer, grimmiger Einstieg in eine Episode, die sich – besonders in der ersten Hälfte – sehr für kalte, verlassene Orte interessiert. Die beklemmende Leere, die der Abschied von Grogu hinterlassen hat, ist in jeder Einstellung zu spüren.
Selbst in einer gigantischen Stadt, die majestätisch im Weltraum schwebt und Erinnerungen an die kreisenden Objekte aus 2001: A Space Odyssey weckt, sucht Regisseurin Bryce Dallas Howard nach abgelegenen Plattformen voller Einsamkeit. Din steht am Abgrund und blickt in die Unendlichkeit des Sternenmeers. Die Weite, die sich ihm offenbart, erzählt jedoch nicht von Möglichkeiten. Stattdessen breitet sich eine bedrohliche Dunkelheit aus und verschlingt ihn. Seine Verbündeten werden zu Rivalen – und dann entfaltet sich vor unseren Augen die verheerende Geschichte Mandalores.
Serienschöpfer und Drehbuchautor Jon Favreau reißt in einem apokalyptischen Flashback die Nacht der Tausend Tränen an. Bereits in The Mandalorian hat das grausame Ereignis, das zum Untergang von Mandalore führte, Erwähnung gefunden. Im Kontext von The Book of Boba Fett wirkt es aber wie ein Fremdkörper. Favreau bringt einen mythologisch aufgeladenen Themenkomplex ins Spiel, der für zukünftige Mando-Episoden wichtiger erscheint als für die verbleibenden Boba Fett-Kapitel. Dennoch ist Return of the Mandalorian die bisher rundeste Episode der Serie geworden.
Triumph und Niederlage zugleich: Es ist bezeichnend, dass die Haupthandlung von The Book of Boba Fett problemlos unterbrochen werden kann, und nicht einmal die Sehnsucht nach einer Rückkehr zum Treiben in Mos Espa entsteht. Früher oder später verschlägt es Din zwar nach Tatooine – den neuen Daimyo des Wüstenplaneten vermisst aber niemand. Als wertvollere Figur entpuppt sich die verschrobene Mechanikerin Peli Motto (Amy Sedaris), die schon in den ersten zwei Mando-Staffeln mit ihren energiegeladenen, humorvollen und eigenwilligen Auftritten für denkwürdige Momente sorgte.
Gemeinsam mit ihrer chaotischen Droiden-Familie repariert sie einen alten Naboo Starfighter, der Din als Ersatz für die Razor Crest dienen soll. Kurze Zeit später rast der Kopfgeldjäger mit dem silber glänzenden Gefährt durch den Beggar’s Canyon. The Book of Boba Fett wartet diese Woche mit hinreißenden Verweisen Richtung The Phantom Menace auf und entfacht die Hoffnung, dass wir eines Tages noch mehr Podrennen in der weit entfernten Galaxis sehen werden. Sedaris jongliert dabei gekonnt mit den nostalgischen Elementen und setzt dem frustrierenden Trott der Serie endlich ein Ende.
Wo The Book of Boba Fett vier Folgen lang unentschlossen um seine Titelfigur herumtänzelte, erzählt Return of the Mandalorian in einem Viertel der Zeit die mitreißendere und einfühlsamere Geschichte. Din stolpert als Verlorener in die Episode, der sich im Kampf selbst verletzt und von seinem eigenen Clan verstoßen wird. Erst nach und nach verschwindet die Kälte aus den Bildern und der traurige Space Dad findet wieder zu sich. Howard balanciert die Nuancen dieses kleinen Arcs sehr schön in ihrer Inszenierung. Nach Rick Famuyiwa ist sie momentan die aufregendste Filmschaffende im Mando-Verse.
Beitragsbild: The Book of Boba Fett © Disney+/Lucasfilm
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