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The Dig – Kritik

In The Dig wird gegraben und gegraben. Der zweite Spielfilm von Simon Stone hält genau das, was der Titel verspricht. Auf den ersten Blick wirkt die Ausgrabung wie eine routinierte, geradezu banale Bewegung. Immer weiter, immer tiefer. Schaufel für Schaufel wird Erde von einem Ort abgetragen – keine Aussicht auf Abenteuer. Doch mit jeder Schicht, die der Amateurarchäologe Basil Brown (Ralph Fiennes) ins Erdreich vordringt, verwandelt sich The Dig in ein facettenreicheres und feinfühligeres Drama.

Im Auftrag der Landbesitzerin Edith Pretty (Carey Mulligan) wühlt sich Basil durch den Dreck. Selbst dann, wenn sich der Himmel verdunkelt und der Regen die Grube in ein tödliches Schlammloch verwandelt, steht er voller Tatendrang auf dem Feld und versucht, das zu ergründen, was darunter verborgen liegt. The Dig ist ein Film über unheimliche Mühen, die aufgewendet werden, obwohl die Aussicht auf ein zufriedenstellendes oder gar bereicherndes Ergebnis alles andere als gewährleistet ist.

Womöglich verschwendet Basil seine Lebensenergie und zerstört seinen Geist und Körper, wenn er sich tiefer und tiefer in die Vergangenheit flüchtet. Der Zweite Weltkrieg kündigt sich mit dröhnenden Flugmaschinen am Horizont an. Mit der Zeit wird jedoch deutlich: Das, was Basil aushebt, ist kein Grab. Stattdessen kommt ein Schiff zum Vorschein, dessen Reise noch lange nicht zu Ende ist. Auch ohne Wellenbewegung schwappt die Vergangenheit in die Gegenwart und gibt Anlass, um die Zukunft zu diskutieren.

Ein Fund von historischer Bedeutung – viel zu groß für einen einfachen Mann, wie Basil es ist. Das findet zumindest der renommierte Archäologe Charles Phillips (Ken Stott) und reißt die Ausgrabung kurzerhand an sich. Der Mächtige unterdrückt den Schwachen, nachdem dieser die Arbeit getan hat – die Ungerechtigkeit klafft aber nicht mit eindeutigen Bildern aus The Dig heraus. Simon Stones Film über Entdeckungseifer und Besitzansprüche lässt in seiner unaufgeregten Erzählweise erfreulich viel Platz für Zwischentöne.

Auf der einen Seite sind da die großen Konflikte, die den Verlauf der Handlung bestimmen: Der Krieg, der sich im Hintergrund ankündigt, das Machtgefälle zwischen den Ausgrabenden und die Frage nach dem Einfluss und der Bedeutung von Geschichte. Auf der anderen Seite dokumentiert Simon Stone inmitten dieses Strudels aufwirbelnder Ereignisse Begegnungen zwischen Menschen, die im Vergleich zum Alter der ausgegrabenen Schiffsüberreste kaum unscheinbarer sein könnten. Hier geht es um die Zeug*innen.

Beitragsbild: The Dig © Netflix