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The Lord of the Rings: The Fellowship of the Ring – Kritik

Die Welt ist im Wandel. Von Umbrüchen und Veränderungen erzählt Galadriels (Cate Blanchett) Stimme im gänsehauterregenden Prolog von The Fellowship of the Ring, dem ersten Teil der von Peter Jacksons The Lord of the Rings-Adaption. Der denkbar unscheinbarste Gegenstand stürzt Mittelerde in einen großen Krieg, der unzählige Opfer fordert und in den Flammen des Schicksalsbergs eine unerwartete wie verheerende Wendung nimmt. Zweieinhalbtausend Jahre später ist er vergessen, der eine Ring. Zuerst wurde er zur Legende, dann zum Mythos. Jetzt ist er komplett verschwunden.

Was bleibt, sind Schatten in der Nacht, die kurz aufblitzen und an jenes düstere Kapitel erinnern. Eine zerbrochene Klinge, funkelnde Augen und verblasste Tinte auf altem Pergament, die im Kerzenlicht zum Vorschein kommt: Die Hinweise auf das, was war, und das, was kommt, sind überall in Mittelerde verstreut. Es wird geflüstert und gemunkelt, doch sogar ein erfahrener Zauberer wie Gandalf (Ian McKellen) erkennt die Gefahr zu spät. Der dunkle Herrscher Sauron (Alan Howard) hat seine Rückkehr bereits in die Wege geleitet. Er sucht nach dem Ring, der aus dem Gedächtnis der Welt verschwunden ist.

Mit unglaublichem Detailreichtum erweckt J.R.R. Tolkien diese Geschichte in seinen Büchern zum Leben. Jeder Stein in Mittelerde ist gezeichnet von der Zeit, jede Weggabelung führt tiefer ins Labyrinth aus Erzählungen, die von Generation zu Generation weitergetragen werden. Eine Fülle an Informationen, die überwältigt, mitunter erdrückt. Peter Jackson findet eine verblüffende Filmsprache, um die komplexe Vorlage in bewegte Bilder zu gießen, als wäre er beim Schmieden der Ringe dabei gewesen. Seine Verfilmung ist klar und trotzdem voller ungewisser Zwischenräume, in denen man sich verlieren kann.

Ab der ersten Minute bringt The Fellowship of the Ring ein Gefühl für die Größe und Tiefe von Tolkiens Welt mit. Vom traumhaften Grün des Auenlands über das bedrohliche Gestein von Mordor bis hin zur goldenen Sonne, die sich über Bruchtal legt: Wenige Filme haben dermaßen eindrucksvoll eine Fantasiewelt auf der großen Leinwand verewigt. Neuseelands sagenhaften Landschaften und die meisterhafte Filmmusik von Howard Shore erweisen sich als Peter Jacksons wichtigste Verbündete, um Mittelerde in einen greifbaren Ort voller Abenteuer und Geheimnisse zu verwandeln.

Riesige Statuen weisen den Weg, während sich andernorts die Paläste der Vergangenheit als Grabmal entpuppen, das von Monstern bewacht und heimgesucht wird. Aus stillen Wassern und dunklen Gängen kommen sie gekrochen, die Kreaturen der Finsternis, die der Gemeinschaft des Rings gefährlich werden. Am gefährlichsten ist sich die Gemeinschaft jedoch selbst: Nicht nur Frodo (Elijah Wood), der Ringträger, leidet unter dem Einfluss des unscheinbaren Gegenstands, den er an einer Kette um den Hals trägt. Auch die Gefährten um ihn herum geraten in Versuchung und vergessen sich.

Peter Jackson gräbt Isengard um, bringt den Caradhras zum Einsturz und entführt in die tiefste Mine von Moria. Nichts ist so aufwühlend, wie der Zerfall der Ringgemeinschaft, die in einer der prägendsten Szenen der gesamten Trilogie entsteht. Angst und Neugier vereinen sich in der von Elrond (Hugo Weaving) einberufenen Runde, ehe Tapferkeit, Selbstlosigkeit, aber auch Stolz und unheimliches Begehren dazukommen. Aufbruchsstimmung liegt in der Luft, genauso wie die Hoffnung, dem ewigen Bösen etwas Gutes entgegensetzen zu können. Die Zweifel verschwinden allerdings nie.

Selbst das vertrauteste, freundlichste Gesicht lässt Peter Jackson in The Fellowship of the Ring für den Bruchteil einer Sekunde als verstörendes Ungeheuer aufflackern, um die Unsicherheit zu verdeutlichen. Nicht einmal Galadriel, die ausgehend von ihren einleitenden Worten weit über den Dingen steht, kann sich der Macht des Rings entziehen. Es ist tragisch und zerreißend: Obwohl sich eine Gemeinschaft um den Ringträger bildet, ist er die einsamste Seele in Mittelerde. Am Ende muss Frodo seinen eigenen Weg gehen, ohne die Gefährten, von denen neben Geborgenheit auch eine Bedrohung ausgeht.

Nur einer haftet sich trotz aller Widerstände an seine Fersen: Sam (Sean Astin), der treuste Gefährte, gerade in Zeiten größer Unsicherheit und Einsamkeit. Es ist bemerkenswert, wie Peter Jackson den Auftakt seiner The Lord of the Rings-Trilogie nach drei Stunden purer Überwältigung mit einem solch intimen, schlichten Augenblick beendet: Wo am Anfang eine ganze Welt erschaffen wurde, stehen nun zwei Hobbits völlig allein inmitten dieser riesigen Welt und blicken der schwersten Etappe ihrer Reise entgegen. Ob sie ihre Freunde jemals wiedersehen werden, wissen sie nicht. Aber sie gehen weiter.

„All we have to decide is what to do with the time that is given to us.“

Beitragsbild: The Fellowship of the Ring © Warner Bros.