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The Lord of the Rings: The Return of the King – Kritik

Am Ende aller Dinge laufen zwei Hobbits durch das Land, in dem die Schatten drohen. Frodo (Elijah Wood) und Sam (Sean Astin) sind erschöpft, doch ihre vom langen Weg gezeichneten Gesichter verbergen sich hinter Ork-Rüstungen. Unerkannt bewegen sie sich auf den Schicksalsberg zu, während sich die Streitmächte des Bösen vor den Toren Mordors versammeln, um dem finalen Aufgebot der vereinten Völker von Mittelerde zu trotzen. Die Vernichtung des Einen Rings scheint so greifbar wie nie. Dennoch schafft Peter Jackson in den letzten Atemzügen von The Lord of the Rings: The Return of the King eines der hoffnungslosesten Bilder der gesamten Trilogie.

Wenn sich Frodo und Sam durch die graue Steinwüste dieses apokalyptischen Landstrichs schleppen, könnten sie nicht weiter von dem friedlichen Ort entfernt sein, an dem die Reise angefangen hat. Die Erinnerungen an das Auenland schwinden mit jedem Schritt. Der Geschmack von Erdbeeren, das Geräusch des Wassers, das Gefühl von Gras – das sind nur noch Worte, die Frodo mit schwacher Stimme über die ausgetrockneten Lippen bringt. Aber Sam hat den Heimweg fest eingeplant. Das versichert er Frodo zu Beginn des Films, obwohl Sméagols (Andy Serkis) Zerfall in den gespenstischen Minuten zuvor einen anderen Ausgang der Geschichte erwarten lässt.

Ein unfassbarer Moment: Selbst nach all dem, was bis an diesen Punkt geschehen ist, denkt Sam bei der Rationierung der Verpflegung mit bewundernswerter Selbstverständlichkeit den Heimweg mit. Der Wechsel zwischen niederschmetternden und aufbauenden Augenblicken zieht sich wie ein roter Faden durch die gesamte Trilogie. Im dritten Teil ist er besonders zu spüren. Die Zusammenführung der einzelnen Handlungsstränge ermöglicht es Jackson, mühelos von einem Extrem ins andere zu schwenken, ohne dass die Ereignisse an Gewicht verlieren. Jetzt steht alles auf dem Spiel und seine eindrucksvolle Inszenierung lässt es uns zu jeder einzelnen Sekunde spüren.

The Return of the King ist ein Film, der das Wort „Finale“ atmet – und zwar mit überwältigender Kompromisslosigkeit. Nach zwei gigantischen Mittelerde-Abenteuern findet Jackson immer noch neue Bilder, die verblüffen und mitreißen. Der Film wagt sich nicht nur in endzeitliche Dimensionen vor, sondern erzählt ebenfalls von einer strahlenden Stadt, die im Angesicht des Bösen in kalter Finsternis versinkt, ehe das warme Licht des Sonnenaufgangs die Schlachtfelder zum Glühen bringt. Dazwischen wagen sich die Figuren in abgelegene Höhlen und Felsspalten, während sich der grünliche Schimmer eines Fiebertraums voller Albtraumgestalten über den Film legt.

Verstoßene Geister, kriegerische Olifanten und eine hungrige Riesenspinne, die nur darauf wartet, das Leben aus den Unwissenden zu saugen, die ihren Weg passieren: In The Return of the King erwacht J.R.R. Tolkiens Fantasiewelt in schauderhaften Bildern zum Leben, bevor der Film zum leuchtenden Feuer zurückkehrt, das die Dunkelheit durchdringt. Unbändig strahlt es aus winzigen Gefäßen und dem Stab eines Zauberers, der unerschrocken fliegenden Bestien und ihren todbringenden Reitern gegenübertritt. In einem der größten Gänsehautmomente setzt sich der Funke sogar über Gebirgsketten hinweg und trägt den Aufbruchsgedanken in die ganze Welt.

Aus den neun Gefährten, die einst Bruchtal mit einer schweren Aufgabe verlassen haben, ist trotz Niederlagen und Verluste ein unbändiger Strom entstanden. Diese Bewegung spiegelt Howard Shore in seiner Musik, indem er vertraute Leitmotive fulminant mit frischen Kompositionen zusammenführt. Nur wenige Filmreihen verfügen über ein so durchdachtes Gerüst an musikalischen Themen, die sich einfühlsam, tiefschürfend und poetisch entfalten. Shores Musik trägt The Lord of the Rings voller Kraft und Neugier bis in die unsterblichen Lande und klingt noch lange nach – auch dann, wenn sich die Türen und Tore nach Mittelerde langsam schließen.

Jackson nimmt sich sehr viel Zeit für die Heimkehr und begleitet die vier Hobbits zurück ins Auenland. Einnehmende Geborgenheit breitet sich aus, wenn die Kamera über ruhige Seen und Hügel streift, als wäre kein Tag seit Bilbos (Ian Holm) 111. Geburtstag vergangen. The Return of the King endet mit Gesten voller Trost und Hoffnung. Über den erlebten Schmerz können sie allerdings nicht hinwegtäuschen. Frodos Wunden werden nie komplett verheilen. Am Ende aller Dinge muss Sam seinen besten Freund gehen lassen, obwohl er ihn sicher nach Hause gebracht hat. Die Akzeptanz des Traumas ist die letzte Herausforderung ihrer gemeinsamen Reise.

„I’m glad to be with you, Samwise Gamgee, here at the end of all things.“

Beitragsbild: The Return of the King © Warner Bros.