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Zen – Grogu and Dust Bunnies – Kritik

Das Aufregendste, das sich abseits von Andor in den vergangenen Wochen bei Star Wars ereignet hat, war die Veröffentlichung eines kurzen Videos. In unscheinbaren 15 Sekunden trafen die Logos von Lucasfilm und Studio Ghibli aufeinander. Auf der einen Seite die Heimat der Sternensaga, auf der anderen Seite die Anime-Schmiede hinter Meisterwerken wie Mein Nachbar Totoro und Chihiros Reise ins Zauberland. Doch was hat es mit der geheimnisvollen Zusammenarbeit auf sich? Seit wenigen Stunden kennen wir die Antwort: Lucasfilm und Ghibli haben einen Kurzfilm zum dreijährigen Jubiläum von The Mandalorian umgesetzt, Zen – Grogu and Dust Bunnies.

Am 12. November 2019 startete The Mandalorian als erste Star Wars-Realserie bei Disney+. Ein großer Schritt: Selbst George Lucas scheiterte Ende der 2000er Jahren mit einem solchen Projekt, obwohl er zuvor mit er Prequel-Trilogie sogar die digitale Revolution des Kinos angestoßen hat. The Mandalorian ebnete vielen weiteren Star Wars-Serien den Weg und erweist sich rückblickend als einer der wichtigsten Bausteine des Franchise. Während sich Lucasfilm unglaublich schwer damit tut, einen neuen Star Wars-Film auf die Beine zu stellen, florieren die Serien im Streaming-Kosmos. Eine entscheidende Figur dieser Erfolgsgeschichte ist Grogu aka Baby Yoda.

Der Merchandise-Überflieger dominiert seit drei Jahren die öffentliche Wahrnehmung der weit entfernten Galaxis. Dank Grogu ist The Mandalorian zum popkulturellen Phänomen geworden. Kein Wunder, dass der Jubiläumskurzfilm komplett auf den kleinen Racker zugeschnitten ist. Zen – Grogu and the Dust Bunnies erweist sich jedoch nicht als große Parade, sondern als ruhiges Gedicht. In drei Minuten erwacht Grogu in handgezeichneten Bildern zum Leben und begegnet einer Gruppe Rußmännchen, die ihn aus der Ruhe bringen. Auf eine chaotische Bewegung, die die Akteure des Film auseinandertreibt, folgt eine versöhnliche Geste, die sie tanzen lässt.

Keine Worte, nur Bilder und Musik: Komponist Ludwig Göransson greift das wundervolle Grogu-Thema auf, das erstmals im Rahmen der zweiten Staffel von The Mandalorian zum Einsatz kam. Verträumt und neugierig wird der kleine Racker von den sphärisch gleitenden Klängen umschrieben, während seine Augen staunen und die Ohren flattern. Grogu ist hier gleichermaßen Star Wars-Geschöpf wie Ghibli-Protagonist, der protestierend seinen Mund aufreißt und abenteuerlustig durch die Gegend purzelt. Vor allem aber fängt der von Katsuya Kondo (Charakterdesigner und Animator bei zahlreichen Ghibli-Filme) inszenierte Kurzfilm einen Grogu jenseits von Memes und Reaction-Shots ein.

Der Grogu in Zen – Grogu and Dust Bunnies schreit nicht nach Aufmerksamkeit. Vielmehr befindet er sich auf einer Augenhöhe mit der Fan-Art, die um ihn herum entstanden ist. Ghiblis erster Star Wars-Film ist gerade deswegen eine schöne Überraschung zum Mando-Jubiläum. Es geht nicht um das große Franchise, die übergeordnete Mythologie und versteckte Andeutungen im Hintergrund. Es ist das Verweilen in einem sanften Moment, der seit drei Jahren in den unterschiedlichsten Formen von Fans im Internet gestaltet und ausgebaut wird. Nun steuert auch Ghibli einen kleinen Beitrag bei, der nahtlos in die vielen liebenswürdigen Grogu-Bilder übergeht.

Darüber hinaus lässt Zen – Grogu and Dust Bunnies fragen, wie Star Wars wohl aussehen würde, wenn kreativen Stimmen wie Ghibli noch mehr Raum gegeben werden würde. Ahsokas enttäuschende Genesis-Episode in Tales of the Jedi hat gezeigt, wie dringend Lucasfilm auch im Animationsbereich frische Impulse benötigt. Der Dialog, der letztes Jahr durch die von vielen verschiedenen Anime-Studios umgesetzte Anthologieserie Star Wars: Visions angestoßen wurde, darf nicht im Sand verlaufen. Wenn Warner Bros. den Anime The Lord of the Rings: The War of the Rohirrim auf die Beine stellen kann, wird es höchste Zeit für einen großen Star Wars-Film von Ghibli.

Beitragsbild: Zen – Grogu and Dust Bunnies © Lucasfilm/Disney