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Apollo 11 – Kritik

„Ein kleiner Schritt für den Menschen, aber ein riesiger Sprung für die Menschheit.“ Der 20. Juli 1969 dürfte fraglos einige der aufregendsten Stunden der Menschheitsgeschichte markieren, immerhin reden wir von jenem Tag, an dem Astronaut Neil Armstrong als erster Mensch einen Fuß auf den Mond setzte. Ein Moment, der so gut dokumentiert wurde, dass es heutzutage kein Problem ist, sich die entsprechenden Minuten auf YouTube anzuschauen und in ein unglaubliches Kapitel der Geschichte einzutauchen. Trotzdem kamen wir – sogar über fünf Dekaden später – nie in den Genuss der bestmöglichen Aufbereitung dieses inspirierenden Meilensteins.

Das ändert sich mit der sensationellen Dokumentation Apollo 11, die das Vergangene in atemberaubenden Bildern zu neuem Leben erweckt. Nachdem uns Damien Chazelle letztes Jahr im Rahmen von First Man ein Biopic über Neil Armstrong und damit auch eine Verfilmung der ersten Mondlandung präsentierte, taucht Regisseur Todd Douglas Miller in die Untiefen des NASA-Archivs ein und hat sich durch 11.000 Stunden unveröffentlichtes Audiomaterial gewühlt, von hunderten Stunden Videomaterial ganz zu schweigen. Auf den ersten Blick entpuppt sich Apollo 11 folglich als bemerkenswertes Prestigeprojekt. Doch dieser Film ist so viel mehr.

Todd Douglas Miller, der komplett auf einen Erzähler aus dem Off verzichtet und ebenfalls den Talking Heads abgeschworen hat, die in solchen Fällen gerne ihre Erinnerungen auf der großen Leinwand teilen, setzt hauptsächlich auf Mitschnitte, die aus der Kommunikation zwischen der Apollo 11-Crew und Mission Control hervorgehen. Zusätzlich integriert er Kommentare von Nachrichtensprechern, die das Ereignis live im Fernsehen oder Radio begleiten. Bereits an diesem Punkt entwickelt sein Film ein unglaublich einnehmendes Gefühl. Selbst wenn man kein Wort versteht, ist die Intensität des Funkverkehrs ansteckend und lässt den Atem stocken. 

Hier passiert etwas Monumentales, direkt vor unseren Augen – es ist unglaublich, wie fesselnd diese Dokumentation montiert ist. Eines der bekanntesten Geschichtskapitel erstrahlt unter Todd Douglas Millers Regie in einem Glanz und einer Frische, als hätte es sich erst gestern zugetragen. Die Bilder sehen fantastisch aus, lassen durch ihre wunderschöne Körnung aber dennoch den langen Weg erahnen, den sie hinter sich haben. Und dann ist da im Hintergrund ein Hämmern, ein Rauschen und ein Pulsieren. Ein Countdown, der sich mehrmals aufbaut und entlädt – und uns staunen lässt ob der gewaltigen Eindrücke einer geradezu unheimlichen Pionierleistung.

Wenngleich Apollo 11 die erste Mondlandung chronologisch mit Archivmaterial rekonstruiert und der Ausgang der Geschichte jedem Zuschauer klar sein dürfte, existiert da stets die Unigewissheit, ob Neil Armtsrong, Buzz Aldrin und Michael Collins ihr Ziel je erreichen werden. Nach all den Jahren offenbaren sich die in der ewigen Dunkelheit und Einsamkeit des Weltraums durchgeführten Manöver immer noch als nervenaufreibendes Unterfangen: Trotz allem Fortschritt sind da am Ende drei Menschen, die nur eine dünne Wand vor dem sicheren Tod trennt, während sich die Rakete um sie herum nach und nach ihrer Einzelteile entledigt.

Abseits der Mondlandung gestaltet sich somit der Wiedereintrat in die Erdatmosphäre als der spannendste Segment von Apollo 11 und lässt uns Zuschauer durchgängig die Luft anhalten. Doch Todd Douglas Miller erzählt nicht nur ein mitreißendes Abenteuer, das von ihm sorgfältig wie präzise im Schnitt aufbereitet wurde, sondern schafft ebenfalls ein Denkmal für all die Menschen, die diesen Moment überhaupt möglich gemacht haben. Nicht nur drei Astronauten sind auf den Mond geflogen, sondern eine ganze Generation von Träumern und Visionären, die auf der Erde geblieben sind und dem Unmöglichen entgegengefiebert haben. In Apollo 11 werden wir ein Teil von ihnen.

Apollo 11 © Piece of Magic Entertainment