Das Jahr 2018 neigt sich dem Ende. Bevor an dieser Stelle die besten Filme und Serien gekürt werden, blicken wir zurück auf ein Jahr voller aufregender Musikvideos, die sich aufgrund ihrer dynamischen Bewegungen und unvergesslichen Klänge ins Gedächtnis gebrannt haben.
Beck – Colors
Dass Edgar Wright das Zusammenspiel von Musik und Bildern versteht, hat er erst letztes Jahr in aller Ausführlichkeit mit Baby Driver bewiesen. Sein Musikvideo zu Becks Colors wirkt dagegen eher wie eine Fingerübung, ist aber trotzdem nett und versprüht den Geist eines OK GO-Videos. Oh, und irgendwo zwischen den gelben/blauen Menschen versteckt sich Alison Brie.
Lucero – Long Way Back Home
Im Sommer veröffentlichten Lucero ein Musikvideo zu ihrem Song Long Way Back Home, das von niemand Geringerem als Jeff Nichols inszeniert wurde. Das der Regisseur ist hier fraglos die wichtigste kreative Komponente – immerhin bringt er in das knapp achtminütige Video die raue, nachdenkliche Stimmung, die auch seine Filme auszeichnet. Dazu gesellt sich Stammschauspieler Michael Shannon, während sich ebenfalls die Gesichter von Garrett Hedlund, Scoot McNairy und Paul Sparks perfekt in dieses bedrückende Stück eingliedern.
Ariana Grande – the light is coming
Von Ariana Grande könnte ungefähr jedes Musikvideo in dieser Liste auftauchen, sei es die Weltkugel von God is a woman, die Schwerelosigkeit von no tears left to cry oder der verspielte Kreuzzug durch den Teen-Romcom-Kanon, der thank you, next in ein kleines Meisterwerk verwandelt. Doch dann wären da noch die beunruhigenden Bilder, die Dave Meyers im Musikvideo zu the light is coming mit unruhiger Rätselhaftigkeit einfängt, als hätte sich David Lynch im Verbotenen Wald verirrt.
Taylor Swift – Delicate
Mit End Game lieferte Taylor Swift gleich zu Beginn des Jahres einen stylishen Blockbuster von Musikvideo ab, wie es zu diesem Song nicht anders zu erwarten ist. Verzaubert haben allerdings die bewegten Bilder von Delicate, die von ihrem Stammregisseur Joseph Kahn eingefangen wurden. Ein Tanz aus neugierigen Bewegungen, die zuerst schüchtern die Räume und Gänge erobern, ehe sie auf der Straße und in der Nacht ihre gesamte Begeisterung entfalten und am liebsten mit Gene Kelly durch den Regen tanzen würden.
LCD Soundsystem – oh baby
Nach Star Wars: The Last Jedi hat sich Rian Johnson eine Auszeit von der großen Leinwand genommen und ein Musikvideo gedreht. Herausgekommen ist eine zutiefst berührende wie tragische Science-Fiction-Geschichte, die zudem zwei großartige Schauspieler vor der Kamera vereint: David Strathairn und Sissy Spacek bewegen sich zu den Tönen von LCD Soundsystems oh baby durch die Zeit. Sehr viel trauriger werden Liebesgeschichten nicht mehr.
Janelle Monáe – Dirty Computer
Im April dieses Jahres veröffentlichte Janelle Monaé ihr neustes Album, Dirty Computer, als ein sogenanntes Emotion Picture („a narrative film and accompanying musical album“). Dieses enführt uns für rund 50 Minuten in eine dystopische Zukunf, in der Andersartigkeit unerwünscht ist. Doch Janelle Monaés Stimme durchbricht die triste, graue Welt, während das San Junipero-eske Kapitel Make Me Feel mit Tessa Thompson nicht nur als Höhe-, sondern auch Wendepunkt fungiert.
Kendrick Lamar und SZA – All the Stars
Während Ludwig Göransson den Score zu Black Panther verantwortete, übernahm Kendrick Lamar die Kuration des offiziellen Soundtrack-Albums, das vor allem mit der Lead-Single All the Stars überzeugte. Gemeinsam mit R&B-Queen SZA legte Kendrick Lamar damit gleich zu Beginn des Jahres einen der dominierenden Songs der nachfolgenden Monate fest – und dank Dave Meyers und The Little Homies gab es gleich auch ein prächtiges Musikvideo dazu, das mit intensiven Farben und Bewegungen afrikanische Kultur feiert. Nach Humble hat sich das Kreativteam einmal mehr übertroffen – jede Einstellung zeugt von erhabener Schönheit.
Childish Gambino – This Is America
Was hatte Donald Glover aka Childish Gambino bitte für ein fantastisches Jahr? Als hätte sein Auftritt als Lando Calrissian in Solo: A Star Wars Story nicht übertroffen werden können, lieferte er mit der zweiten Staffel von Atlanta gleich mehrere der besten Serien-Episoden des Jahres ab. Und dann wäre da noch This Is America – und zwar nicht nur der Song, sondern der Song in Verbindung mit dem von Hiro Murai inszenierten Musikvideo. Vier Minuten, in denen einem nichts anderes übrig bleibt, als den Atem anzuhalten, während amerikanische Geschichte und Gegenwart in einem Rausch vorbeizieht, der einschüchtert, erschüttert und verstört.
The Carters – APESHIT
Mr. und Mrs. Carter liefern das Musikvideo des Jahres. Mit Apeshit stürmen Jay-Z und Beyoncé den Louvre und finden in den langen Gängen und großen Hallen unglaubliche Bilder. Selbst wenn das hier noch kein Lemonade ist, hat Regisseur Ricky Siaz ein Werk für die Ewigkeit geschaffen, das gleichermaßen ikonisch wie poetisch daherkommt. Ein kraftvolleres Musikvideo gab es dieses Jahr nicht zu sehen.
Beitragsbild © The Carters/YouTube
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