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Robert Downey Jr. über Dolittle: Jemand, der sich grundlegend von Tony Stark unterscheidet

Vor 100 Jahren veröffentlichte der britische Schriftsteller Hugh Lofting zum ersten Mal eine Geschichte, in deren Mittelpunkt ein gewisser John Dolittle stand. Ein merkwürdiger Zeitgenosse, könnte man sagen, immerhin bevorzugt er den Kontakt zu Tieren anstelle zu Menschen, was auch durch die Anpassung seiner beruflichen Expertise zum Ausdruck kommt: Doktor Dolittle untersucht keine Menschen mehr, sondern widmet sich ausschließlich dem Wohl der Tiere. Was dabei ganz praktisch ist: Er besitzt die Fähigkeit, ihre Sprache zu verstehen. 

Nachdem die Abenteuer dieses außergewöhnlichen Doktors im Lauf der Filmgeschichte schon mehrmals adaptiert wurden, erweckt nun Robert Downey Jr. den Tierfreund zu neuem Leben, was nicht nur im Hinblick darauf spannend ist, Hugh Loftings Geschichten mit den Möglichkeiten einer aufwendigen Blockbuster-Produktion umzusetzen. Auch für Robert Downey Jr. markiert Dolittle einen spannenden Punkt, nämlich den ersten großen Kinofilm seit seinem letzten Auftritt als Tony Stark aka Iron Man, den er zuvor seit 2008 im Marvel Cinematic Universe verkörperte.

Sprechende Tiere nach dem Avengers-Finale

Mit Avengers: Endgame neigte sich diese Ära dem Ende und Robert Downey Jr. steht vor der Herausforderung, sich neu zu erfinden. Sein Tony Stark gehört zu den ikonischsten Figuren, die in der vergangenen Dekade die große Leinwand eroberte. Was ihn motiviert hat, als nächste große Rolle Doktor Dolittle zu wählen, wurde Robert Downey Jr. dementsprechend auf der Pressekonferenz in Berlin gefragt. Eine strategische Entscheidung war es nicht, vielmehr ließ sich der Schauspieler von einem intuitiven Gefühl leiten, wie er den Journalisten vor Ort erklärt.

Wichtig war ihm die Distanz zu Tony Stark trotzdem. Als „sweet departure“ vom Marvel Cinematic Universe umschreibt er Dolittle. „Ich wollte [Doktor Dolittle] als jemanden spielen, der sich grundlegend von Tony Stark unterscheidet, jemand, der die Menschheit aufgegeben hat und nie wieder auch nur eine Menschenseele zu Gesicht bekommen will.“ Sein Doktor Dolittle ist eine isolierte Person, was sich überraschend düster anhört, wenn wir bedenken, dass der Film mit all seinen sprechenden Tieren und fantastischen Welten auf ein Familienpublikum abzielt.

Schlussendlich steht Dolittle aber in der Tradition von Filmen wie Night at the Museum, Pirates of the Caribbean und der Around the World in 80 Days-Verfilmung mit Jackie Chan – von einer niederschmetternden Charakterstudie ist da wenig zu entdecken. Der Spaß steht im Vordergrund und Robert Downey Jr. wird nicht müde zu betonen, dass er Dolittle mit einem Hintergedanken an seine eigenen Kinder gedreht hat. Im Film selbst spielen ebenfalls zwei Kinder eine entscheidende Rolle: Lady Rose und Tommy Stubbins.

Robert Downey Jr. trifft auf die nächste Generation

Wenn Robert Downey Jr. also über seine Motivation hinter Dolittle nachdenkt, ging es ihm vor allem darum, das, was er von seinen Vorbildern gelernt hat, an eine neue Generation weiterzutragen, konkret an seine zwei jungen Co-Stars Carmel Laniado und Harry Collett, die ebenfalls bei der Pressekonferenz in Berlin dabei waren. Robert Downey Jr. lernte von Filmschaffenden wie Cybill Shepherd, James Woods, Warren Beatty. Jetzt findet er sich plötzlich in dieser verantwortungsvollen Rolle wieder – und gibt sein Bestes.

Dolittle

Doch wie sieht sie aus, diese neue Generation? Was bewegt sie? Von was träumt sie? Die Umwelt ist auf alle Fälle ein wichtiges Thema. Auf die Frage nach der Fridays for Future-Bewegung hofft Carmel Laniado, dass Dolittle mit seinen Tieren die Menschen inspiriert, sich aktiv an entsprechenden Aktionen zu beteiligen. Dem stimmt auch Harry Collett zu und betont, wie wichtig Tiere für unseren Planeten sind – wir sollten sie feiern. Ein Lieblingstier hat jeder der drei auch, selbst wenn ihnen mittlerweile die kreativen Antworten auf diese Frage ausgehen.

Robert Downey Jr. entscheidet sich dieses Mal für einen Tintenfisch. Carmel Laniado wählt Delphine und Harry Collett würde Ameisen bevorzugen, selbst wenn er gegen einen Drachen auch nichts einzuwenden hätte. Einen Tag vor der Pressekonferenz feierte er seinen 16. Geburtstag. Von seiner Karriere als aufstrebender Jungschauspieler erhofft er sich, demnächst in einem Actionfilm mitzuspielen. Carmel Laniado beschreibt derweil begeistert ihre allererste Erfahrung vor der Kamera überhaupt. Sichtlich stolz ist sie mit Lady Rose eine Figur zu verkörpern, die extra für den Film erdacht wurde.

In den Fußstapfen von Rex Harrison und Eddie Murphy

Apropos Vorlage: Wie sieht es mit der Nähe zum literarischen Ausgangsstoff sowie den bereits existierenden Verfilmungen aus? In den 1930er Jahren fertigte Lotte Reiniger zum Beispiel drei Silhouettenfilme an, die sich auf Hugh Loftings Schaffen beziehen. Und dann sind da natürlich noch die Hollywood-Filme mit Rex Harrison und später Eddie Murphy. Ein „sense of wonder“ begleitet all diese Geschichten, erzählt Robert Downey Jr., ehe er auf die Harrison-Version eingeht, die ihrerzeit fürchterlich aufgenommen wurde, inzwischen aber als Klassiker gilt. „Das haben wir übernommen“, sagt er mit einem Blick auf die bisherige Rezeption von Dolittle.

In den USA, wo der Film bereits letzte Woche gestartet ist, erhielt Dolittle überwiegend negative Kritiken, während die rund 175 Millionen Dollar teure Produktion an ihrem ersten Wochenende nur 30 Millionen Dollar in ihrer Heimat einspielen konnte und sich hinter Bad Boys For Life mit dem zweiten Platz der Kinocharts geschlagen geben musste. Dolittle hat noch einen weiten Weg vor sich, um zum Erfolg zu werden. Robert Downey Jr. blickt der Sache trotzdem optimistisch entgegen. Immerhin bringt der neue Film auch einige Neuerungen und Besonderheiten mit.

Während Eddie Murphys Doktor Dolittle ausschließlich um dessen Image als Comedian konstruiert war, wählte Robert Downey Jr. einen Ansatz, der zwar die vorherigen Werke würdigt, gleichzeitig aber etwas Neues bietet, etwa eine realistischere Herangehensweise, wie es Robert Downey Jr. formuliert. Neu sind außerdem Carmel Laniado und Harry Collett sowie der beeindruckende Voice-Cast des Films. Hier reihen sich Namen wie Emma Thompson, Octavia Spencer, Marion Cotillard, Selena Gomez, Kumail Nanjiani, Tom Holland, Craig Robinson, John Cena, Rami Malek und Ralph Fiennes aneinander.

Ein neues (Helden-)Team für Robert Downey Jr.

Das Ensemble als große Stärke von Dolittle: „All die Schauspieler vor der Kamera und all die Synchronsprecher [der Tiere] haben den Film auf ein neues Level gebracht“, stellt Robert Downey Jr. fest. „Das ließ mich darüber nachdenken, wie wichtig Teams sind“, schließt er seinen Gedankengang ab und kommt damit doch wieder ganz in seiner Tony Stark-Rolle an. In den letzen zehn Jahren war er beschäftigt, die Avengers im Kampf gegen das Böse zu vereinen. Jetzt hat er das Team gewechselt und erlebt ein neues Abenteuer, begleitet von sprechenden Tieren und einer neuen Generation an Schauspielern, die mit seinem Iron Man aufgewachsen ist.

Dolittle, hierzulande als Die fantastische Reise des Dr. Dolittle betitelt, startet am 30. Januar 2020 im Kino.

Dolittle © Universal Pictures / Foto von der Pressekonferenz © Das Film Feuilleton