Drücken Sie „Enter“, um den Inhalte zu überspringen

Bright – Kritik

90 Millionen US-Dollar, die einer Kampfansage glichen: Netflix investierte im vergangenen Jahr ordentlich, als es darum ging, den Fantasy-Actionfilm Bright unters eigene Dach zu bekommen. Ein richtiger Blockbuster, wie er in seiner wahnwitzigen Mischung aus grimmigen Cop-Drama und überdrehtem Fantasy-Spektakel eigentlich auf die große Leinwand gehört. Nachdem es sich der US-amerikanische VoD-Anbieter in den vergangenen Monaten jedoch geradezu zur Aufgabe gemacht hat, die Gesetzte der Film- und Serienlandschaft gehörig auf den Kopf zu stellten, kann Bright als logische, konsequente Fortführung der denkbar einfachen Strategie verstanden werden, alles auf die eigene Plattform zu holen.

Alles – das umfasst in diesem Fall einen jungen, hippen Drehbuchautor, der gerne große Reden schwingt, wenn es um frische Stoffe in der Filmwelt geht, einen Regisseur, der sich trotz umstrittener Werke als Auteur mit rauer Stimme etabliert hat und einen Hollywood-Star, der einst zu den strahlendsten Gesichtern der Traumfabrik gehörte, allerdings schon lange keinen Hit mehr abgeliefert hat. Eine Kombination, die durchaus für Aufmerksamkeit sorgt und in ihrer unwahrscheinlichen Zusammenstellung Neugierde schafft: David Ayer verfilmt ein Skript von Max Landis mit Will Smith in der Hauptrolle. Es geht um Menschen, Elfen und Orks, die durch die Straßen von Los Angeles spazieren.

Der Pitch schlägt ein wie eine Bombe und bewegt sich gekonnt auf dem schmalen Grat zwischen katastrophalem Totalausfall mit Ansage und der Hoffnung, dass im Angesicht der bemerkenswerten Freiräume, die regelmäßig von Film- und Serienmachern im Kontext mit Netflix betont werden, doch die kreative Wundertüte des Jahres entsteht. Nachdem sich knappe zwei Stunden lang die einzelnen, genannten Parteien in der Dunkelheit nasser Straßen und von Neonlicht durchfluteter Clubs um einen Zauberstab geprügelt haben, dominiert vor allem aber die Enttäuschung. Bright ist weder ein ordentlicher Blockbuster-Einstand seitens Netflix noch ein faszinierend bizarrer Weirdo geworden.

Aus der verheißungsvollen Prämisse erschafft David Ayer eine lieblose wie schlampige Welt, die auf plumpe Weise altbekannte Themen seiner Filme recycelt und nach dem ersten Akt keine Zeit mehr in kostbares Worldbuilding investiert. Die Elfen nehmen die obere Schicht der Stadt ein, während die Orks unter diskriminierenden Umständen in Ghettos hausen und von der Bevölkerung unterdrückt werden. Irgendwo dazwischen finden sich die Menschen wieder, die mit den Problemen der weißen Mittelschicht Amerikas kämpfen, vom LAPD als vierte, ungeliebte Partei ganz zu schweigen. Trotz abstrakter Möglichkeiten klebt Bright verbittert an der echten Welt. Von beflügelnder Fantasie ist trotz aller Behauptung kaum etwas zu erkennen.

Gerade im wilden Genre-Mix läuft der Film auf Grund. David Ayer findet keinen neuen Dreh für sein – geradezu fetischisiertes – LAPD-Narrativ, das vom rauen Alltag der Straße schwärmt und sich in hohlen Posen verliert. Bewegungen finden hier vorzugsweise ausgestellt in epischen Zeitlupen statt, während krasse Beats die angespannte Situation zum Ausdruck bringen sollen. Dazu kommt die Dynamik zweier Protagonisten, wie sie in ihrer Ungleichheit kaum uninspirierter sein könnte – insbesondere im Hinblick darauf, dass hier ein Mensch und ein Ork ihre Konflikte auszutragen haben. Bright interessiert sich aber zu keiner Sekunde für die Eigenheiten seiner merkwürdigen Welt, sondern besinnt sich auf eine ideenlose Schnitzeljagd.

Bei all den Schauplätzen, die wir im Zuge dieser LA-Odyssee zu Gesicht bekommt, ist es erschreckend, wie wenig Motive David Ayer in seiner Fantasiewelt entdeckt. Gänge, die in Düsternis ersticken: Wären da nicht marginale Lichtquellen, wie etwa eine Taschenlampe, die hoffnungslos gegen das Schwarz der Nacht antritt, würde Bright wohl komplett in einem undefinierbaren Einheitsbrei untergehen, der sich am ehesten mit der Trostlosigkeit von schwarzem Teer auf der Straße vergleichen lässt. So durchgeknallt sich Bright präsentiert, am Ende entblößt sich der Film als stumpfe, müde, lustlose Angelegenheit, der die Sehnsucht nach Netflix-Originalen wie Okja, The Meyerowitz Stories und First They Killed My Father weckt.

Bright © Netflix