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Jurassic World: Fallen Kingdom – Kritik

Vor drei Jahren eröffnete der Jurassic Park erneut seine Tore – dieses Mal als Jurassic World, die John Hammonds Traum sprichwörtlich zu neuem Leben erwachen ließ. Es sollte jedoch nicht lange dauern, bis auf der Isla Nubla wieder das Chaos ausbrach und eine großflächige Evakuierung eingeleitet wurde, die das Credo der Reihe mit Nachdruck für eine neue Generation an Dino-Enthusiasten betonte: Das Leben findet einen Weg. Selbst die vierte Niederlage vermag es jedoch nicht, das Menschengeschlecht von der Fantasie der Möglichkeit abzubringen und so befindet sich anno 2018 erneut ein Team auf dem Weg zu jener verlassenen Insel, die laut Nachrichtenmeldungen in Kürze von einem Vulkanausbruch erschüttert werden soll. Verborgen in der Tiefe des Meeres bahnt sich ein winziges U-Boot seinen Weg in das Innere des einstigen Freizeitparks, um in der Dunkelheit der Nacht das Vergangene für die Zukunft zu konservieren. Erneut öffnet sich ein Tor, dieses Mal noch viel gigantischer und unheimlicher als je zuvor.

Die Eröffnungssequenz von Jurassic World: Fallen Kingdom ist wahrlich ein meisterhaft inszenierte Prolog. Regisseur J.A. Bayona, der das Ruder von Colin Trevorrow übernimmt, bringt ein bemerkenswertes Gefühl für die Größe und Erhabenheit des Dinoparks mit, der sich – ähnlich wie in The Lost World: Jurassic Park und Jurassic Park III – in einen vergessenen Ort aus Ruinen verwandelt hat. Das ist schaurig und spannend, vor allem dann, wenn im nächtlichen Schatten plötzlich ein Blitz die Umrisse eines Dinosauriers offenbart, der sich langsam durchs Gebüsch schleicht, während sein Opfer ahnungslos am technologischen Fortschritt hängt und glaubt, die Situation per Fernsteuerung unter Kontrolle zu haben. Sehr schön schafft J.A. Bayona, der ein Drehbuch von Derek Connolly und Colin Treverrow verfilmt, mit diesem atmosphärischen Einstieg ein Gefühl für die Verhältnisse, während er sich gleichermaßen offen und eindrucksvoll vor Steven Spielberg verbeugt.

Generell wirkt Jurassic World: Fallen Kingdom bei J.A. Bayona in fähigen wie sicheren Händen, vermochte der Regisseur erst im vergangenen Jahr mit A Monster Calls, die Beziehung zwischen einem Jungen und dem Ungeheuer, das ihn verfolgt, auf emotionale Weise erfahrbar zu machen, während sein Katastrophenfilm The Impossible den Mensch und seinen Körper im Kontrast zu seiner (von der Natur zerstörten) Umgebung beobachtete. Auch Jurassic World: Fallen Kingdom profitiert von diesem Können, finden sich beide Aspekte aus dem Werk des Regisseurs wieder, während sich die Geschichte rund um die Geschehnisse auf der Isla Nubla konzentriert. Später, in der zweiten Hälfte des Films, die auf dem Festland und in einem räumlich deutlich begrenzten Rahmen spielt, erinnert sich J.A. Bayona derweil an die beängstigenden Gänge des Waisenhauses, das er einst in seinem Durchbruchsfilm The Orphanage erkundete. Es ist wirklich erstaunlich, wie viel von J.A. Bayona selbst in Jurassic World: Fallen Kingdom steckt.

Wo Colin Treverrow noch überwiegend in einem Modus operierte, der sich an der formalen Sprache der Vorgänger unterwarf, bringt J.A. Bayona seine eigenen Interessen mit, die sich wunderbar mit den vorgegeben Themen vereinen lassen und diesen ebenfalls weiterentwickelt. Tatsächlich ist Jurassic World: Fallen Kingdom ein Blockbuster-Sequel, das beständig mit der Veränderung des Status quo spielt, anstelle diesen zu erhalten. Mit ähnlich großen Schritten wie damals Steven Spielbergs erste Fortsetzung von Michael Crichtons Dino-Erzählung bewegen sich nun auch Bryce Dallas Howard und Chris Pratt auf den drohenden Untergang der Menschheit durch die zu neuem Leben erweckten Monster zu. Auch Jeff Goldblum warnt in einem – enttäuschend kleinen – Auftritt vor dem Ende des Weges, den die Forscher mit ihren Genexperimenten eingeschlagen haben. Jurassic World: Fallen Kingdom findet großen Gefallen daran, diese Experimente in verschiedenen Stadien durchzuspielen, selbst wenn nicht jede Idee einen Erfolg verspricht.

Im Gegenteil: J.A Bayona scheitert fast genauso oft wie der verzweifelte Versuch, einen noch gefährlicheren Dinosaurier zu schaffen, der sich vorzugsweise als Mischform bestehender Kollegen erweist. Je weiter der Film voranschreitet, desto mehr verirrt er sich in einem Labyrinth aus Gedankenspielen, die auf einer metaphorischen und symbolischen Ebene durchaus ihre Reize haben, vom wenig durchdachten Drehbuch aber kaum zusammengehalten werden. Wenn Jurassic World: Fallen Kingdom begeistert, dann resultiert dieser Umstand aus den sagenhaften Bildern, die J.A. Bayona auf die große Leinwand bannt und für Gänsehaut sorgen. Diese Bilder entstehen, wenn sich die Knochen einer längst ausgestorbenen Spezies durch ihren genetisch identischen Klon bohren. Oder wenn ein Dinosaurier hilflos und verlassen seinen Hals ein letztes Mal majestätisch in den Himmel streckt, ehe er von einer Wolke aus Staub und Asche vor dem Hintergrund fließender Lava als Silhouette verblasst und für immer verschwindet.

Jurassic World: Fallen Kingdom © Universal Pictures