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Olivia Rodrigo: driving home 2 u (a SOUR film) – Kritik

Durch die Disney-Produktionen Bizaardvark und High School Musical: The Musical: The Series wurde Olivia Rodrigo schon in jungen Jahren vor der Kamera berühmt. In beiden Serien überzeugte sie nicht nur als Schauspielerin, sondern stellte ebenfalls ihr musikalisches Talent unter Beweis. Letztes Jahr wagte sie den nächsten Schritt in diese Richtung und fügte mit der Veröffentlichung ihres Debütalbums mehr als eindrucksvoll die Worte Singer-Songwriterin ihrer Vita hinzu. Sour ist ein Album voller roher Emotionen in frischen, lebendigen, wütenden und nachdenklichen Klängen.

Der Herzschmerz einer zerbrochenen Liebe zieht sich als roter Faden durch die elf Songs und ist ebenfalls in der filmischen Erweiterung zu spüren. Mit Olivia Rodrigo: driving home 2 u (a SOUR film) veröffentlicht der Streaming-Dienst Disney+ einen Musikfilm, der Sour als Roadmovie in bewegten Bildern zum Leben erweckt. Rodrigo nimmt uns mit auf die Reise von Salt Lake City nach Los Angeles und erzählt vor dem Hintergrund atemberaubender Landschaften die Entstehungsgeschichte der Songs, die sie zu einer der aufregendsten und einfühlsamsten Stimmen in der Musikwelt gemacht haben.

Neben dem Einblick hinter die Kulissen wartet Olivia Rodrigo: driving home 2 u (a SOUR film) mit der Performance aller Sour-Songs auf, jedoch nicht in den Versionen, die man aus dem Album kennt. Stattdessen performt Rodrigo zusammen mit ihrer Band neue Live-Arrangements an unterschiedlichen Orten, die sie auf ihrer Reise durch ein menschenleeres Amerika passiert, angefangen in einem für den Umzug leergeräumten Familienhaus über eine verlassene Tankstelle bis hin zur ewigen Weite erhabener Wüstenlandschaften. Einsamkeit und Schönheit gehen Hand und Hand bei diesem intimen Roadtrip.

Schon seit der Veröffentlichung ihres ersten Musikvideos setzt Rodrigo bei der Illustration ihrer Musik auf eine ausgeprägte Ästhetik, die sie in ihrem Sour-Film stimmig ausbaut, wenngleich ein entscheidendes Element fehlt: Das Highschool-Setting, das u.a. ihren Konzertfilm Sour Prom dominierte, ist verschwunden. Stattdessen befinden wir uns in einer neuen Phase – oder besser formuliert: einer neuen Ära. Der Aufbruchsgedanke strömt durch den gesamten Film und findet schließlich in traumhaften Aufnahmen der Ostküste seinen Höhepunkt, wenn Rodrigo mit hope ur ok angekommen ist.

Obwohl die Distanz zwischen Salt Lake City und Los Angeles den Film rahmt, spielen die Städte kaum eine Rolle. Vielmehr interessieren sich Regisseurin Stacey Lee und Kamerafrau Zoë Simone-Yi dafür, wie Rodrigo als junge Frau mit ihrer Musik durch Amerikas Landschaften streift. Die Bilder sind bewusst stilisiert. Durch die Sehnsucht, die sich in ihnen bündelt, strahlen die dennoch etwas Wahrhaftiges aus – genauso wie die Songs, sei es die zerbrechliche Performance von traitor, die mitreißende Orchesterversion von good 4 you oder die ausgelassene Rastlosigkeit, die brutal mit sich bringt.

Das Einzige, was das Vergnügen schmälert, ist die durch Disney+ angepasste Sprache. Jegliche Variation von „fuck“ wird stummgeschaltet, was einigen Songs an entscheidenden Punkten die Wucht nimmt. Besonders ärgerlich ist das im Fall von drivers license. Vor unseren Augen baut sich der Song auf – von den ersten Aufnahmen im Studio bis zur finalen Interpretation. Und dann wird Rodrigos Poesie ein Stolperstein in den Weg gelegt. Zuletzt waren davon auch die Konzertfilme Folklore: The Long Pond Sessions und Happier Than Ever: A Love Letter to Los Angeles bei Disney+ betroffen.

Beitragsbild: driving home 2 u (a SOUR film) © Disney+